RemOs1.
Im Kongsfjorden an der Westküste von Spitzbergen vermisst die Unterwasserstation RemOs1 seit 2012 die Entwicklung eines Habitats von Fischen. Alle dreißig Minuten fotografiert sie ein stereometrisches Bildpaar und überträgt dieses zur wissenschaftlichen Auswertung auf einen Server nach Helgoland. Auf der Tonspur sind die Aktivitäten der Aufnahme- und Übertragungsgeräte zu hören, die im Auslösemoment der Fotografie kulminieren (im Loop alle zehn Minuten): der Stromverbrauch der RemOs1 (Spannungsschwankungen bei Laständerung) und die elektromagnetischen Felder der Kameras und des Bordcomputers, der die Bilder verpackt und auf das Internet stellt. Die Sensoren werden ohne Übersetzung und eingeschränkt auf den Bereich der menschlichen Wahrnehmung als akustische Signale abgespielt. Diese Geräusche begleiten mechanische Vibrationen und Schläge von Auftriebskörpern an das Stahlgehäuse, die den Wellengang anzeigen.
Valentina Vuksic
Valentina Vuksic, geboren 1974 in München, ist mit einem Ph.D. Projekt am Institut für Gegenwartskunst der Zürcher Hochschule der Künste (CH) und dem Music Department der University of Birmingham (UK). Sie denkt die Verschränkungen zwischen Cyberspaces und deren Umgebungen als intrinsische Musik digitaler Realitäten. Die Kompositionen der Tech-Industrie treten in cyberphysikalischen Experimenten am deutlichsten in Erscheinung. Ausgehend von den imaginierten und realen Sicherheitslücken, befragt sie das Handeln im allgegenwärtigen Überwachungskapitalismus (Shoshana Zuboff). Als Mitglied des π-node Kollektivs macht sie experimentelle Radiosetups, die offen sind für alle Arten der persönlichen Auseinandersetzung damit: von themenbezogenen Untersuchungen über generative Setups bis hin zu musikalischen Interventionen. In ihren Live-Performances Tripping through runtime nimmt sie die elektromagnetischen Emissionen von thematischen Software-Choreografien akustisch ab.
Hannes Rickli
Hannes Rickli studierte Fotografie, Medienkunst sowie Theorie der Gestaltung und Kunst in Zürich und Karlsruhe und ist heute als Künstler und Professor am Institut für Gegenwartskunst der Zürcher Hochschule der Künste tätig. In seiner Arbeit setzt sich Rickli mit dem instrumentellen Medien- und Raumgebrauch und der De- und Rekontextualisierung funktioneller ästhetischer Phänomene auseinander. Neben künstlerischen Forschungsprojekten wie Überschuss. Videogramme des Experimentierens und Computersignale. Kunst und Biologie im Zeitalter ihres digitalen Experimentierens präsentiert Rickli seine Arbeit in zahlreichen Einzelausstellungen, etwa Fischen Lauschen. Beginn einer Datenübertragung aus der Arktischen See (Schering Stiftung, 2013) oder Kunst mit Experimentalsystemen (Kunstmuseum Thun, 2011).