Susanna Niedermayr:
Was zeichnet Deine beiden Mitmusiker*innen
Audrey Chen und Julien Desprez aus?
Lukas König:
Audrey Chen ist für mich der Inbegriff von Improvisation.
Sie improvisiert in allen Bereichen
ihres Lebens und natürlich auch in der Musik.
Sie ist sehr versiert, sie kann ganz schnell auf
musikalische Impulse reagieren. Es ist wirklich
ein Geben und Nehmen. Und die Sounds, die sie
macht, haben mich von Anfang an fasziniert, die
habe ich so davor noch nicht gehört. Ich wollte
sie unbedingt mit meiner Musik verbinden. Bei
Julien ist es ähnlich. Auch er ist ein herausragender
Sound-Macher, ihn nur als Gitarristen zu
sehen, finde ich zu wenig. Er holt mit seinen Effektgeräten
so viel aus seiner Gitarre heraus. Da
entfaltet sich ein ganzes Noise-Universum. Beide
haben ihre eigene unverkennbare Klangsprache.
Susanna Niedermayr:
Wie ist es nach der Veröffentlichung der Debüt-
Platte weitergegangen?
Lukas König:
Wir haben mittlerweile so zehn, fünfzehn Konzerte
gespielt, dabei haben wir immer improvisiert.
Im Laufe der Zeit haben sich dann aber
schon auch diverse Formeln oder Kommunikationsweisen
herauskristallisiert. Jetzt sind wir
eine Band. Und die Musik für die zweite Platte ist
noch destillierter. Oft weiß man gar nicht mehr,
welcher Sound nun von wem stammt, selbst ich
kann das mitunter nicht sagen, obwohl ich derjenige
bin, der die Stücke editiert und gemischt
hat. Das finde ich ein gutes Zeichen. Hier geht
es nicht mehr um drei Solokünstler*innen, die
zusammenspielen, sondern um den Sound einer
Gruppe, um den Gesamt-Sound. Das hat
sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt
und ich spiele sehr gerne mit den beiden.
Susanna Niedermayr:
Ähnlich wie eure Debüt-Platte, ist auch JITTER
im Rahmen einer intensiven Aufnahme-Session
entstanden, - im August vergangenen Jahres in
einem Haus im Waldviertel. Wie soeben bereits
angesprochen, hast du diese Aufnahmen dann
im Anschluss editiert und gemischt…
Lukas König:
Ja, ich habe mich dann wieder - eigentlich genauso
wie beim ersten Mal - hingesetzt und
mich dazu gezwungen, mir jeden Tag einige
Stunden alles anzuhören, zwei-, dreimal hintereinander.
Von August bis Jänner habe ich dann
die musikalische Essenz aus diesen Aufnahmen
herausdestilliert. Es wurde nichts mehr neu aufgenommen.
So sind 25 kurze kompakte Songs
oder Sound-Miniaturen entstanden, teilweise
ganz schnell geschnitten, das macht mir gerade
am meisten Spaß. Oft sind die Stücke nicht länger
als ein, zwei Minuten, das längste ist, glaube
ich, vier Minuten.
Susanna Niedermayr:
Diese 25 Stücke bilden nun auch den musikalischen
Leitfaden für Eure Performance beim musikprotokoll.
Eigentlich dient die Platte als eine
Art Partitur, könnte man vielleicht sagen, oder?
Lukas König:
Ja, das stimmt eigentlich schon, auch wenn es
jetzt keine ausgeschriebene Partitur ist.