heißt es in einer Regieanweisung von Franz Grillparzer in König Ottokars Glück und Ende.
Das Volk, das sind „alle“ und einige „Bestimmte“, meist Handwerker oder Frauen mit „niederen Berufen“, die stellvertretend für jene Stände stehen, die in Summe dieses Volk, das abgeht, repräsentieren sollen.
Sie sprechen die Stimme des Autors, aber ist es die ihre? Wo ist diese Stimme des Persönlichen? Im Stück? Im Leben? An sich? Gibt es diese Identität via Sprache?
Wir hören heute wieder Foucaults: „Wen kümmert’s, wer spricht“. Da ist schon was dran, aber nur dann, wenn wir nicht am Nicht-Kümmern verkümmern. Von den Handlangern der Macht zu den unterworfenen Sprechlangern, die sich in dieser oktroyierten Sprache wiederzufinden glauben, ist es nur ein kurzer Weg.
Ein Kurschluss ist es, der vermeintlich Schlüsse in der Sprache und im Denken ziehen lässt. Die jedoch gar nicht dem entsprechen, was dieses Schlüsse-Ziehen heißen müsste: eines, das aus dem eigenen Denken kommt, das sich seine Wörter sucht und auszudrücken versteht – und nicht nur reproduziert, was zu sagen ist.
Was machen gegen dieses Diktat der Diktate, die das Bezeichnen des Inhalts, der dem Machtinteresse zu dienen hat, als festgelegt vorgeben, an dem zu rütteln wahrlich nicht erlaubt ist?
Vielleicht das: Den Volksmund sprechen in gewachsenen Ausdrucksformen, lebendig different in einem Fluss zum nächsten, bewegt fließend, sich mit den anderen wandelnd.
Die dichterische und musikalische Kunstarbeit von POPULUS fasst das Sprechen auch als Abweichung von der festgelegten Form der Schreib- als Sprechweisen auf. Darin finden diese Flüsse der Unterschiede ihr Bett in Betten – sich teilend, verzweigend, die Mündung suchend.
Hinein in ein Meer, das sich zwischen Inseln auftut und sammelt, wo diese unterschiedlich aufblühen und wachsen können. In dem das Benanntwerden von den Sprechenden an sich gerissen wird. Im Bewusstsein, genau dieses durch eine Art eigenwillig gebrauchter Sprache inhaltlich offen zu entwickeln und „frei“ zu kommunizieren.
Es mag eine Illusion sein, derart dem Diktat entfliehen zu können, aber dieses Experiment des Austausches, das radikal die Abweichung versucht, ist erforderlich. Um jene Inhalte wieder ins Spiel zu bringen, die auch die eigene Verstrickung in diese Sprech- uns Schreibweise bewusstmachen, auch denen, die diese Kunstarbeit rezipieren und damit konfrontiert werden.
Das so ersehnte Ich als Es und als Wir lässt die Kunst sprechend singen und tönen und klingen.
Das Ich in der Gruppe, die Gruppe als Ich.
Dort formieren sich die Ichs zum Wir und bricht das Wir ins Ich zurück, innerlich hoffend, schweigend, äußerlich schreiend, Veränderungen fordernd oder kreative Wechsel in das alltägliche Leben einbringend: Geschichten, Wörter, Teilsätze, Weisheiten, die sich das Weise erst erarbeiten wollen:
„In populos mittere“ heißt das, und das heißt nicht, dass das Volk in dieser Auffassung der Pluralität wieder in einer begrifflichen Masse untergetaucht wird und verschwindet; dass es nur anders „abgeht“ als bei Grillparzers Dramenverständnis.
POPULUS hingegen will Akzente des Widerstands und der konstruktiven Um-Ordnung setzen, unbescheiden gesagt, zum Weiter-Leben ein Schäuflein beitragen: Autorin und Autor leben mit jenen, die alle Fundamente ihrer Identität anbohren, auf diese einhämmern, sie ziselieren – eingedenk ihrer Ethnie, ihres Geschlechts und dem sozialen Milieu, das sie zu dem macht, was sie werden wollen, wenn wir sie nur ließen!