Wir sind ständig von Tönen, Geräuschen, Sounds umgeben, wir nehmen sie wahr und produzieren sie. Jede Handlung, die wir ausführen oder die auf uns einwirkt, hinterlässt eine Spur, die ebenfalls klangliche Komponenten enthält – nur ein winziger Bruchteil davon wird aufgezeichnet, den Rest versuchen wir zu reproduzieren oder wiederzugeben, indem wir uns auf unser Wissen von geschriebener und mündlich überlieferter Geschichte stützen und viel mehr noch auf unsere Vorstellungskraft verlassen. In unserer Phantasie greifen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander. Es steht uns frei, Subjekte und Objekte ins Spiel zu bringen und mit Sounds zu jonglieren, die von dieser Welt sein können oder auch nicht. Unsere Phantasien können rein privat sein, sie können aber auch mit anderen geteilt werden, sei es als Kunstwerke oder als Werkzeuge zur Schaffung alternativer Realitäten dessen, was wir als objektive Wahrheiten empfinden. Die daraus resultierende Verunsicherung und Ungewissheit lässt uns die Gegenwart (und Vergangenheit) mit ganz anderen Augen sehen und beeinflusst die Art und Weise, wie wir interagieren.
Die Plattform Tingles & Clicks bietet die interaktive Möglichkeit, durch drei verschiedene Klangsektoren, d.h. alternative Realitäten, zu gleiten und dafür sechs verschiedene Klangobjekte zu nutzen, die den Eindruck plastischer Körperlichkeit verstärken sollen. In meinen Listening Heterotopias nehme ich dieses Konzept auf und präsentiere im Hörspiel-Format drei achtminütige Versionen einer nicht näher bestimmten historischen Episode. Die erste erzählt die „wahre“ Geschichte, die zweite zeigt die „Verlierer-Seite“, die dritte ist reine Fiktion. Auf sehr haptische Weise wird symbolisch nachgebildet, wie für uns und von uns Wirklichkeiten konstruiert werden, gleichzeitig soll aber auch vermittelt werden, dass es in der Welt, in der wir leben, keine endgültigen Wahrheiten gibt.