Phänomene haben, anders als wir einfache menschliche Wesen sie wahrnehmen, keine wirkliche Existenz und somit auch keine inhärenten Eigenschaften. Sie sind, so wie einfache Menschen auch, von der Gesetzmäßigkeit des „bedingten“ Karmas abhängige, bloße Erscheinungen. So wie sie entstanden sind, werden sie wieder vergehen. Hinter dieser Substanzlosigkeit aller Phänomene gibt es jedoch etwas, das jenseits unserer Vorstellungen liegt und mit wunderbaren Qualitäten ausgestattet ist. Einfach ausgedrückt: unsere „wahre Natur“. Wie wir dieses Potential wecken können, haben erleuchtete Menschen, Yogis oder Meister wie der große Dölpopa (1292‒1361) eingehend erklärt.
Aus großem Mitgefühl und der Motivation heraus, anderen zu helfen, die diese wahre Natur nicht erkennen können und sich in ihrem Leiden und Nichtwissen verlieren, leisten Yogis gewissermaßen Schwerarbeit als mitfühlende „Krieger“. Sie bereiten sich lange und intensiv darauf vor, wenden besondere Methoden an, um spirituelle Verdienste und Wissen zu erlangen, karmische Wirkkräfte umzuwandeln und so weiter. Wenn man sich der Führung eines Lehrers anvertraut, der Geist eine höhere Entwicklungsstufe erreicht und die Mandala-Initiation erfolgt ist, wird man beim Meditieren sogenannte „Formen der Leerheit“ wahrnehmen, die wie Reflexionen der wahren Natur sind, die wir alle teilen. Zu erkennen, dass Form nichts anderes ist als Leerheit und Leerheit nichts anderes als Form, ist der Vajra-Pfad zur vollständigen Befreiung.
(Da ich anderen Menschen nicht dabei helfen kann, die wahre Natur zu enthüllen, und sich auch meine Meditationen als fruchtlos erwiesen haben, hoffe ich als Komponist, dass schon allein die Thematisierung dieses Konzepts im Stück empty-forms Sie in die Lage versetzen wird, diese wahre Natur selbst zu entdecken.)