Vor vielen Jahren, als die Aufnahme- und Kompositionstechnik noch der analogen Welt entstammte, gingen die filigranen Klänge, die ich als Teenager einzufangen versuchte, im Grundrauschen unter. Ich erinnere mich noch, wie ich die Klänge einer einsamen Bucht erforschte und dabei ungestört meiner Beschäftigung nachgehen konnte, weil das Meer viel zu kalt war, als dass jemand an den Strand gekommen wäre. Meine Aufnahmen und musikalischen Ideen gingen dennoch kaum über das analoge Rauschen meines technischen Equipments hinaus, so wie sich heute meine Erinnerungen an diese Orte in den hunderttausend Ereignissen der eigenen Vergangenheit verlieren.
In meinem interaktiven Werk für das musikprotokoll 2020 bin ich zu diesen schlichten Klängen zurückgekehrt, habe sie jedoch neu interpretiert, ihnen digitale Aromen beigemischt und sie auch näher herangeholt, um Areale jenseits des Ohrs zu stimulieren. Wer dieses akustische Strandgut aufliest, kann sich selbst finden, die eigene Geschichte erzählen und die eigene Wahrnehmung prüfen und erforschen:
Die Wellen werden dich forttragen,
die Wellen werden dich zurückbringen,
früh im Morgengrauen,
spät in der Abenddämmerung,
den Klängen nachspüren, auf die andere nicht achten,
Seepockenborsten,
Herzmuschelklappen,
eine Wildblume, eine Biene, eine Welle, ein Glas, ein scharfkantiger Stein, grobkörniger Sand, über den der Wind streicht.