Wenn Olga Neuwirth eine Hommage an Patti Smith gestaltet und Andrea Sodomka eine an Yoko Ono, Patrick Pulsinger eine an Philip Glass und Christian Fennesz eine an Cyndi Lauper: Dann heißt das, das musikprotokoll goes New York. In Zusammenarbeit mit dem Austrian Cultural Forum New York (ACFNY) entstanden fünfzehn solcher Hommagen. Es geht um die historische Moderne und den Umgang damit, wenn, im selben Kontext, Peter Herbert sich musikalisch auf Charles Mingus bezieht und Peter Ablinger auf Morton Feldman. Um die historische Moderne der Stadt Graz geht es, wenn das musikprotokoll diese Hommagen ausgerechnet im 1931 von Rambald von Steinbüchel-Rheinwall entworfenen Grazer Stadtwerkehaus zeigt, dem einzigen Gebäude der Grazer Innenstadt, das je im Stil einer damaligen Moderne erbaut wurde. Das phänomenale Stiegenhaus des Stadtwerkehauses und auch seine architektonischen Nachbarn Akademie Graz und designforum Graz sind die Spielorte der Hommagen von Graz an New York in Form einer raffinierten, über Kopfhörer erfahrbaren Klangausstellung.
Graz in New York, New York in Graz
Eine Kooperation von ACFNY und musikprotokoll.
Ein stilles Feuerwerk entzündete das Austrian Cultural Forum New York zu seinem fünfzehnjährigen Jubiläum im April 2017 in jenem markanten und von Beginn an legendären Haus, in dem es seine Manhattener Heimstatt hat. Still war dieses Feuerwerk, das nun ab dem 23. September 2017 auch in Graz zu erleben sein wird, allerdings nur vorgeblich. Wer sich in den Tagen der Feierlichkeiten in Raimund Abrahams New Yorker Österreich-Haus begab, konnte mit Kopfhörern ausgerüstet eine wahre Kaskade an strahlenden, klanglichen Explosionen erleben. Fünfzehn österreichische Komponistinnen und
Komponisten widmeten jeweils eine Miniatur einer Musikerpersönlichkeit, deren Schaffen und Leben mit New York verknüpft sind. Still war und ist das Ganze nur deswegen, weil es als eine Hörausstellung konzipiert ist, die nur für jene wahrnehmbar ist, die sich via Kopfhörer eben auch wirklich hörend darauf einlassen. Oberflächlich beschallt wird hier niemand.
New York war in den letzten Jahrzehnten ja unglaublich vieles. Laut und gefährlich, gezähmt und domestiziert, pleite und reich, schön und absurd, geschwätzig und gesprächig, aufbruchsbereit und rückzugsverliebt, man konnte das gewissermaßen von Straße zu Straße, von Avenue zu Street, von Stadtteil zu Stadtteil sowieso, man konnte das alles – zum Teil auch noch zeitgleich – erleben. In der Musik, die aus dieser Stadt kommt, war das immer mitzuhören. Wir waren im Proto-Punkclub CBGB’s oder in Robert Ashley’s Loft, in Phill Niblocks experimenteller Downtown-Konzertserie oder in den schon alten, aber immer noch aufregenden Clubs Village Vanguard oder Sweet Basil. Und im Lincoln Center ebenso wie in der legendären Town Hall. Und weil die Musik, die aus dieser Stadt kommt, weithin wahrgenommen wird, spiegelt sich all das auch in der Musik aus Ländern, die fern von New York zu sein scheinen. Deswegen aber, und weil das Austrian Cultural Forum es als seine Aufgabe sieht, österreichische Kunst mit jener in New York in ein möglichst fruchtbares Verhältnis zu setzen, verknüpfen wir für dieses Jubiläumsprojekt diese beiden Welten so eng wie möglich.
Fünfzehn österreichische Komponierende gestalteten eine Hommage an New Yorker Künstler/innen. Ein Kaleidoskop von Referenzen, das, so die Idee, über die österreichischen Künstler und Künstlerinnen genauso viel erzählt wie über jene, denen die Referenz gewidmet ist. Entstanden sind Hommagen an großartige Künstlerinnen wie Maryanne Amacher, Jeanne Lee, Laurie Anderson, Pauline Oliveros, Cyndi Lauper, Patti Smith und Yoko Ono, gestaltet von österreichischen Komponistinnen wie Andrea Sodomka und Olga Neuwirth, Mira Lu Kovacs und Elisabeth Harnik. Unter den weiteren finden sich noch Hommagen
von unter anderem Patrick Pulsinger à Philipp Glass, Peter Herbert à Charles Mingus, Max Nagl à John Zorn und für den Pianisten und Elektronikkomponisten David Tudor konnten wir Agnes Hvizdalek und Jakob Schneidewind gewinnen, also das Vokalelektronikduo Demi Broxa. Und weil eine Art Vorläuferinstitution des ACFNY von Menschen gegründet wurde, die Österreich wegen der Nazis verlassen mussten, widmen wir eine dieser Hommagen auch liebend gerne einem Österreicher, der sein Heimatland damals als erfolgreicher Komponist verlassen musste und in New York über Jahrzehnte an einer neuen Existenz als Komponist für damals neue, elektronische und in seiner Absicht theatralische Musik gearbeitet hat, an den Komponisten Max Brand, dem die österreichische Komponistin Elisabeth Schimana eine Hommage widmet.
Weil das ganze Projekt eine Koproduktion von ACF New York und dem vom ORF produzierten Festival musikprotokoll im steirischen herbst ist, war die Hörausstellung mit all ihren fünfzehn Stationen nicht nur ab dem 19. April 2017 für eine Woche in New York zu erleben, sondern wird auch im Herbst 2017 von Beginn des steirischen herbstes an bis zum Ende des musikprotokolls im Grazer Stadtwerke-Haus und der Akademie Graz und dem designforum Steiermark hörend zu erfahren sein.
Christian Scheib
Homages - Graz:
23.9. bis 8.10.2017, Eintritt frei!
Im großartigen Stiegenhaus des Stadtwerke-Hauses aus 1931 (Holding Graz) sowie in der Akademie Graz und im designforum Steiermark.
Eine Koproduktion mit dem Austrian Cultural Forum New York.