Le non-art de délier les doigts
Le non-art de délier les doigts

Für eine Musikmaschine zu komponieren, die die menschlichen Fähigkeiten und sämtliche Vorgängermodelle selbstspielender Klaviere (einschließlich des Bösendorfer Computerflügels!) übertrifft, stellte meine grundsätzliche Herangehensweise komplett auf den Kopf! Die Freiheit, nicht von einer menschlichen Ausführung mit ihren einhergehenden Einschränkungen auszugehen, empfand ich schlicht als ungeheuerlich! Die beinahe uneingeschränkten Möglichkeiten schienen mich anfangs zu erschlagen ... Mit der Zeit aber empfand ich die „außer-menschliche“ Perspektive als sehr erweiternd. Schnell stellte sich für mich heraus, dass mich beispielsweise die horrende Schnelligkeit des Automaten nicht im Geringsten interessierte. Vielmehr imaginierte ich immense gehaltene Clusterformungen und deren dynamische Nachklänge durch allmähliches Lösen der Finger. Der Automatenklavierspieler erlaubte mir, diesen Aspekt quasi „bis zum Anschlag“ zu untersuchen. 

Was das Zusammenspiel mit dem Ensemble betrifft, habe ich mich gegen einen Click-Track zur Synchronisation entschieden. Kurze akzentuierte Clustersäulen in der Klavierstimme, die den Clusterbändern gegenüberstehen, fungieren sowohl als zusätzliche Anreger für den Klaviernachklang als auch als Impulsgeber für die Ensemblespieler:innen, welche kollektiv mit fixiertem Klangmaterial reagieren. Nachdem die Reaktionen der einzelnen Spieler:innen spontan verlaufen, kann das selbe Material immer wieder etwas anders erscheinen. Instrumentale Zonen definierter Freiheit treffen auf robotische Teile, die gänzlich fixiert sind. An einigen Stellen verlangt die Spielpartitur von der Maschinistin zusätzlich zum Abspielen der Midi-Files eine „erweiterte Interpretation“: Von simultanen Noise-Einblendungen bis hin zu improvisatorischen Re-Konstruktionen mit fixierten Midi-Zellen in einem solistischen Teil können Computerwerkzeuge, die von Winfried Ritsch eigens für die Umsetzung der Partitur entwickelt wurden, eingebracht werden. Der Titel der Komposition ist ein augenzwinkernder Verweis – alle, die jemals Klavier gespielt haben, werden ihn verstehen!

Elisabeth Harnik
Interpret/innen

Technische Leitung: Winfried Ritsch
Maschinistin: Flora Feldner

Ensemble Zeitfluss
Edo Micic, Dirigent
Clemens Frühstück, Saxophon
Tonia Solle, Fagott
Arnold Plankensteiner, 
Klarinette
Barbara Gatschelhofer, Oboe
Elena Gabbrielli, Querflöte
David Schmidt, Trompete
Paquito Ernesto Chiti, Horn
Thomas Eibinger, Posaune
Zoe Pouri, Geige
Georgia Privitera, Geige
Daniel Moser, Bratsche
Anna Grenzner, Cello
Roland Wiesinger, Kontrabass
Christian Pollheimer, Schlagzeug

Kooperationen

Die Komposition von Elisabeth Harnik ist eine Auftragskompositionen von Radio Österreich 1 in Kooperation mit dem ORF musikprotokoll. In Kooperation mit dem IEM – Institut für Elektronische Musik und Akustik, KUG – Kunstuniversität Graz.

Termine
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Location
Helmut List Halle
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt: