Sound Block
Ausgangspunkt meiner Komposition Sound Block ist das Spannungsverhältnis zwischen Innen und Außen, zwischen Impression und Expression und schließlich der Dialog zwischen dem, was komponiert wurde, und dem, was die Hörer/innen daraus machen.
Dieser dualistische Grundgedanke, der durch den Einsatz synthetischer Klänge und gesampelter Naturgeräusche musikalische Gestalt annimmt, wird auch im Hinblick auf die Verarbeitung des Klangmaterials in zwei kompositorischen Ansätzen wirksam.
Ich arbeitete zunächst so, als ob ich zwei eigenständige Stücke komponieren würde: synthesis block und concrète block. Das eigentliche Werk besteht in der Vereinigung der beiden „Blöcke“. Wenn diese auch in einigen Abschnitten ein Eigenleben zu entwickeln scheinen, verschmelzen sie doch immer wieder zu einer klanglichen Einheit.
Das Tonmaterial in synthesis block basiert auf einer abweichenden Stimmung des Kammertons, wie sie in Europa zwischen 1847 und 1915 üblich war, bevor 1939 das eingestrichene a auf die Frequenz von 440 Hertz festgelegt wurde. Dieses Material wird um die Obertonreihe des zentralen Tons erweitert. Das in concrète block eingesetzte Material basiert auf Field Recordings, die zwischen Juli und September 2015 in Mallorca entstanden sind.
Es war mir ein besonderes Anliegen, akusmatische Musik zu komponieren, die nicht nur linear, sondern aufgrund der installativen Präsentation auch fragmentarisch gehört werden kann. Ich habe versucht, Formate zu vermeiden, die das Kommen und Gehen der Besucher/innen insofern mitberücksichtigen, als die Dauer des Werkes möglichst kurz gehalten wird. Meine Intention geht dahin, den kompositorischen Prozess der Klangorganisation von der natürlichen Konzertsituation abzukoppeln.
Das zum Einsatz kommende Steuerungssystem reagiert auf die Anwesenheit von Personen in der Kabine, d.h. die Klanginstallation läuft nur dann, wenn sich jemand in der Kabine befindet, umgekehrt wird beim Verlassen des Raumes das Stück gestoppt. Da es darüber hinaus in einem ununterbrochenen Loop abgespielt wird, setzt das Stück jeweils bei der Stelle ein, wo die letzte Person gegangen ist. Auf diese Weise entsteht eine nicht vorhersehbare Kette von formalen Beziehungen, wie auch das Stück von den Hörer/innen mitgestaltet wird.
Die Idee der Dualität ließe sich auch auf die Person Ludwig Salvators übertragen: Ludwig Salvator, abenteuerlustiger Reisender und Wissenschaftler.
Mateu Malondra Flaquer
Mateu Malondra (*1977, Palma de Mallorca) studierte Komposition bei Robert HP Platz und klassische Gitarre in Den Haag. Zurzeit arbeitet er an seiner Doktorarbeit in Komposition bei Paul Archbold (Kingston University). Er besuchte Meisterklassen von Daniel D’Adamo, Richard Barrett, Brian Ferneyhough, Beat Furrer, Wolfgang Rihm und Edwin Roxburg. Neben vielzähligen Aufführungen seiner Werke bei Musikfestivals wurde seine im Auftrag des Festivals Mixtur (Barcelona) entstandene Komposition Free Module Study Nº1 (2015) von der Ernst von Siemens Musikstiftung gefördert. 2016 wurde er als Programmierer ins Team des Vertixe Sonora Ensembles berufen.