Untitled
In der elektroakustischen Musik lässt man die Klänge für gewöhnlich um ein statisches Publikum kreisen. Das Merry-go-round-Projekt war somit eine willkommene Gelegenheit, dieses musikalische Modell zu überdenken und mich mit der Beziehung zwischen den Klängen und denen, die sie hören, auseinanderzusetzen. In meinem Stück kommen aus jedem Lautsprecher jeweils zwei repetitive Motive: ein Melodie-Loop mit dekonstruierter klischeehafter Ringelspielmusik und perkussive Sinustöne. Die einzelnen Elemente weisen minimale Unterschiede in Rhythmus und Tonhöhe auf, sodass komplexe Interaktionen entstehen, ohne dass man die Klänge kreisen lassen muss. Fährt man mit dem Karussell, hört man „das gleiche und doch andere“ Motiv, das sich im Kreis zu drehen scheint, während es tatsächlich bewegungslos ist.
Martins Rokis
Martins Rokis stammt aus Riga und experimentiert seit den späten 1990er-Jahren mit verschiedenen Formen der elektronischen Musik. Während seines Philosophiestudiums und der eingehenden Beschäftigung mit Soundprogrammierung hat sich sein Fokus allmählich von den musikalischen Aspekten des Klanges hin zu den experimentellen Beziehungen zwischen Klang, Raum und Körper sowie Multimodalität und menschlicher Wahrnehmung verschoben. Derzeit arbeitet er mit Sound und Visuals in unterschiedlichen Kontexten und Formen, wobei er die Grenzen zwischen sogenannter Computermusik, psychedelischem Noise und abstrakter Klangkunst überschreitet, kompositorische Strategien mit Improvisation verschmilzt und gelegentlich auch Klanginstallationen macht oder Musik für Mehrkanalsysteme produziert. Er hat seine Werke in Lettland wie auch weltweit präsentiert und einige Alben in limitierter Auflage veröffentlicht. Performances zuletzt u.a. im STEIM (NL), EMS, Fylkingen, Audiorama (SE), NK Projekt (DE), Cafe OTO (UK).