Mit Clear Cues präsentiert uns Robert Schwarz das Dilemma eines mehrdeutigen Bildes, eine Übung in Assoziation und Dissoziation zwischen Field Recordings von Tieren und Computersynthese, die uns dazu verleitet, Ähnlichkeiten zu vergleichen und Unterschiede zu erkennen. Letztendlich verweist er jedoch auf etwas Drittes.
In der Natur haben Nachahmung und Mimikry eine Reihe von Funktionen, die von Kommunikation über Separation bis hin zur vollständigen Metamorphose reichen können. Insekten ähneln Pflanzen, Tintenfische verwandeln sich in Sekundenschnelle in jede erdenkliche Form, Vögel resynthetisieren die Geräusche von Kettensägen und menschlicher Sprache.
Unsere Beziehung zur Natur stützt sich auf Anthropomorphismen, auf illusorische Repräsentationen, die der Natur, den Maschinen und sogar dem Mystischen ihr eigentliches Sein absprechen.
Wir sind darauf trainiert, ein Gesicht wahrzunehmen, wenn wir zwei Punkte in einer Reihe mit einer Linie darunter sehen. Aber diese innere Verzerrung von etwas Äußerem ermöglicht es uns auch, eine Beziehung herzustellen, eine Assoziation zu bilden.
Dissoziation kann eine Übung sein, um das Gesicht aus Strich und Punkten zu dekonstruieren. Eine wünschenswerte Funktionsstörung. Eine Verbindung kann jedoch nur getrennt werden, wenn sie zuvor hergestellt wurde. Beides ist notwendig, um das Unbekannte zu erkennen.
In seiner neuen, an Clear Cues anknüpfenden Werkreihe OSWYC untersucht Robert Schwarz u. a. Systeme, in denen zwei dyna- mische Phänomene, nämlich Schwarmbildung und Zeitsynchro- nisation, gekoppelt auftreten und dabei bemerkenswerte räum- lich-zeitliche Muster entstehen lassen. „Synchronisation kommt in vielen natürlichen und technischen Systemen vor“, schildert Schwarz. „Im synchronisierten Zustand koordinieren die einzel- nen Individuen oder Oszillatoren das Timing ihrer Schwingungen, bewegen sich aber nicht durch den Raum. Eine komplementä-
re Form der Selbstorganisation findet sich bei schwärmenden Insekten, Vögeln oder Fischen; hier bewegen sich die Individuen durch den Raum, ohne jedoch ihren inneren Zustand auffällig zu verändern. Mich interessieren Systeme, in denen Synchronisation und Schwarmverhalten zusammen auftreten, sogenannte Swarm- alatoren, also Oszillatoren, deren Phasendynamik und räumliche Dynamik gekoppelt sind.“
Susanna Niedermayr