Mein neues Werk, das ich an den Turntables gemeinsam mit dem RSO Wien aufführen werde, entsteht live aus einer Reihe von Manifestationen akustischer und elektronischer Klänge, die aufeinanderprallen, interagieren und sich im Moment entfalten. Während das Material für das Orchester als Partitur vorliegt und eine feststehende, vorgegebene Struktur hat, kann ich mit dem Material für die Turntables frei improvisieren, weil ich die elektronischen Klänge als direkte Reaktion auf das, was ich im Raum höre, live komponiere: ich reagiere auf das Orchester, auf den akustischen Raum, auf die im Konzertsaal vorhandene Energie. Der Plattenspieler ist dabei mein Instrument, mit dem ich aufgenommenes Klangmaterial live manipuliere und in immer wieder neue Dimensionen transformiere. Keine Aufführung der Komposition gleicht der anderen, weil das Publikum, der Live-Moment und der Raum zu einem Teil der musikalischen Manifestationen werden und jede Performance zu einem besonderen, einmaligen Erlebnis machen. Während der Klang des Orchesters von der Bühne nach außen projiziert wird, tauchen die Ambisonics-Turntables das Publikum und das Orchester in einen raumfüllenden Sound, der sich in Gestalt flüchtiger Klangobjekte bewegt und im Raum schwebt. Das Endergebnis ist Musik, die sich in Richtungen entwickelt, die nicht einmal ich vorhersagen kann ‒ ein spontaner, kosmischer Tanz der Energie, basierend auf der essentiellen, physikalischen Natur des Klangs, der sich mit allem und jedem verbindet.
