Humans and Machines
Styrian Improvisers Orchestra
Humans and Machines

Mensch, Maschine, Musik – Humans and Machines des Styrian Improvisers Orchestra

Das Styrian Improvisers Orchestra feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen. Das im Umfeld des Grazer Vereins für Neue Musik V:NM entstandene, bis zu 25-köpfige Ensemble spielt im Dom im Berg die Uraufführung eines vierteiligen Konzerts, das von drei Komponist:innen und einer künstlichen Intelligenz dirigiert wird. Humans and Machines thematisiert Schnittstellen zwischen menschlicher Improvisation und maschinellem Lernen und stellt Fragen nach Identität, Kreativität und dem Umgang miteinander.

Gegründet wurde das Styrian Improvisers Orchestra (STIO) von Annette Giesriegl und Seppo Gründler. Die aus Tirol stammende Giesriegl kam 1989 nach Graz und ist Stimmperformerin, Gesangspädagogin und Senior Lecturer für Körperarbeit und Jazzgesang an der Kunstuniversität Graz. Seppo Gründler ist Grazer Medienkünstler der ersten Stunde, arbeitet mit dem Schlagzeuger Josef Klammer, unterrichtet an der FH Joanneum Sound- und Interaktionsdesign und ist in leitender Funktion für den V:NM tätig. Heimstätte des Orchesters ist das Kulturlokal Stockwerk.

Das STIO ist ein Ensemble, das mit sich immer ändernden Besetzungen und Dirigent:innen spielt. Kommuniziert wird mittels spezieller Handzeichen. Sie basieren auf Konzepten des Komponisten und Dirigenten Butch Morris und des London Improvisers Orchestra. Wie Giesriegl feststellt, hat das STIO daraus „für das Dirigieren eine Art Dialekt entwickelt, mit dem wir die unterschiedlichen ,Sprachen‘ der Improvisierenden gut zusammenbringen können.“ Gründler bezeichnet das Orchester gern als eine Open-Source-Plattform.

Diese Zugänge sind so flexibel, dass das STIO auch thematische Programme wie Spoken Word oder Filmmusik gestalten konnte; darunter Produktionen mit dem Grazer Theater im Bahnhof oder 2020 eine Kooperation mit der belarussischen Autorin Volha Hapeyeva. In besonderer Erinnerung sind beiden das Konzert des Austrian Improvisers Orchestra, für das sie 2015 ganze 40 Musiker:innen aus Graz, Wien und Linz zusammenbrachten. Aktuell hat das STIO mit der Violinistin und Dirigentin Renee Baker gearbeitet und kurz vor dem musikprotokoll mit dem V:NM das zweitägige Festival Ukraine meets Styria veranstaltet, für das, wie Giesriegl erzählt, zahlreiche Sondergenehmigungen erforderlich waren, um Künstler:innen von der Front nach Graz zu bringen. Für 2023 ist geplant, ein mehrtägiges Festival nur mit Improvisationsorchestern zu organisieren.

Spielen als sozialer Prozess

Für das Dirigat von Humans and Machines werden rund 30 Handzeichen verwendet. Annette Giesriegl und die steirische Pianistin und langjährige STIO-Spielerin Elisabeth Harnik haben für diese Uraufführung zwei Stücke komponiert, die sie dort dirigieren. Der dritte Beitrag kommt vom Hamburger Bassisten John Eckhardt, der die Sounds seines Instruments sukzessiv in Richtung Live-Elektronik und DJing erweitert hat. Diese Kollaboration ist eine Premiere. Im vierten Teil „übersetzt“ Eckhardt die Anweisungen einer künstlichen Intelligenz (KI) an das Orchester.

Geschaffen wurde dieses Computer-Dirigat von Seppo Gründler und dem Grazer Medienkünstler und Musiker Gernot Tutner. Im Vorfeld hatten Giesriegl und Gründler viele STIO-Konzerte analysiert und diese Daten werden live mit der KI-Oberfläche abgeglichen. Hinter dem Orchester steht eine Videowand, auf der die ästhetisierte Visualisierung der Informationen des Computers zu sehen sind. Wie Gründler sagt, geht es um technische, künstlerische und gesellschaftspolitische Verortungen von Urheberschaft, Kreativität und Kommunikation. Besonders interessant für die STIO-Künstler:innen: Wie finden das Lernen und Aneignen statt? Inwieweit ist maschinelles Lernen auch ein sozialer Prozess? Um mit dem Motto des diesjährigen musikprotokolls „Whodentity“ zu sprechen: Wer spielt wen, wer oder was wird zu einer Identität, wie kann sie für sich öffentliche Wahrnehmung reklamieren und wie tauscht sie sich mit anderen aus? Alles Fragen, die in den aktuellen Szenarien unserer Gesellschaft von dringender Bedeutung sind.

Heinrich Deisl
Interpret/innen

KInonKI: Seppo Gründler und Gernot Tutner
IMPROV-ENTITY: Annette Giesriegl und Elisabeth Harnik
Gastmusiker: John Eckhardt


Styrian Improvisers Orchestra

Gesang:

Claudia Cervenca
Oskar Mörth
Se Lien Chuang
Kerstin Türtscher
Yvonne Hofmeister
Annette Giesriegl

Violine: Hana Kuncic
Viola: Alvaro Vallejo Larre
Cello: Anna Grenzner Matheu

Horn: Jean Christophe Mastnak


Trompete:

Alfred Lang
Dominik Kreuzer
Jean b Rousseaux

Klarinette: Felix Martl
Bassklarinette: Johannes Feuchter

Gitarre:

Andreas Weixler
Harald Hofmeister

Synthesizer:

Seppo Gründler
Denovaire

E- Piano: Nick Acorn

Kontrabass:

Tin Dzaferovic
Margarete Maierhofer-Lischka
Reinhard Ziegerhofer
John Eckhardt

Percussion: Josef Klammer, Franz Schmuck

Schlagezug: Patrick Wurzwallner

 

Kooperationen

In Kooperation mit dem ORF musikprotokoll. Unterstützt von V:NM – Verein zur Förderung und Verbreitung Neuer Musik und Stockwerkjazz.

Termine
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Location
Dom im Berg
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2022 | Styrian Improvisers Orchestra