In ganz unterschiedlichen stilistischen Welten bewegen sich die beiden Perkussionist*innen Valentina Magaletti und Julian Sartorius, die ihrer ersten Zusammenarbeit ein mehrdeutiges Motto vorangestellt haben: „Sulla Pelle“ kann als Anspielung auf die Tierhäute gelesen werden, die bei Perkussionsinstrumenten vibrieren, auf die geschlagen, geklopft oder gestrichen wird und die dadurch entstehende Musik, die „auf der Haut“ spürbar ist – und auch unter die Haut geht… Auf ihrem ersten gemeinsamen Album treten die beiden Musiker*innen in einen Dialog, der zwischen sich meditativ wiederholenden Passagen und überraschenden Ausbrüchen wechselt. Basis ist ein ungewöhnliches Instrumentarium, das aus teils präparierten und auch selbst geschaffenen Klangobjekten besteht: Das sind bei Magaletti Alltagsgegenstände wie Küchensiebe und Pfannendeckel, während Sartorius etwa auf den Einzelteilen eines auseinandergenommenen Xylophons oder auf Fundstücken vom Flohmarkt spielt.
Die Initiative zur Zusammenarbeit ging von Valentina Magaletti aus, nachdem sie Julian Sartorius beim Bad Bonn Kilbi Festival in der Schweiz kennengelernt hatte. Sie war fasziniert von seinem künstlerischen Zugang und wollte unbedingt etwas Gemeinsames ausprobieren: „Julian ist ganz besonders - er ist eine eigene Liga!“ Julian Sartorius ist mit elektronischer Musik groß geworden, studierte und transkribierte ihre Rhythmen, um Elemente daraus ins Akustische zu übersetzen. Er hat mit Künstler*innen wie Matthew Herbert, Shahzad Ismaily oder Sylvie Courvoisier zusammengearbeitet und mit seinem Beat Diary, bestehend aus 365 Beats oder seinem Projekt Morph, dem er jeden Tag einen neuen Soundloop hinzugefügt hat, ungewöhnliche Konzepte umgesetzt, die ahnen lassen, dass die Auseinandersetzung mit Zeit ein zentrales Thema seiner Arbeit ist. Der Schweizer Julian Sartorius und die in London lebende Italienerin Valentina Magaletti sind ausgebildete Jazzmusiker*innen. Einen frühen Einfluss auf Magaletti übte ihr Schlagzeuglehrer Agostino Marangolo von der italienischen Progressive-Rock-Band Goblin aus. Sie selbst beschreibt ihre Ästhetik als „Patchwork und Collage“, davon sei sie richtiggehend „besessen“. Viele würden dazu tendieren, „stets dieselben Klänge einzusetzen“, aber sie wolle „diese andere Dimension“. In den zwanzig Jahren, in denen sie Schlagzeug spiele, wäre das zu ihrem erklärten Ziel geworden. Gemeinsam ist den beiden die große Leidenschaft für Klangforschung und Experimentierfreude, mit der sie die Soundpalette ihrer Instrumente beständig erweitern.
Das riesige Sulla Pelle Instrumenten-Sammelsurium besteht aus einem klanglich und einem perkussiv orientierten Bereich. In der Bespielung wechseln sich die beiden international erfolgreichen Musiker ab. Magaletti hat beobachtet: „Wenn man mit unkonventionellen Klängen arbeitet, verleitet das die Zuhörer*innen darüber nachzudenken, ob die nun elektronisch oder akustisch erzeugt worden sind.“ – Ein durchaus erwünschter Effekt!