„Wie eine Sufi-Zeremonie auf einem regendurchnässten Hügel in der Bretagne … ihr Spiel hat ein untrügliches Gefühl für Freiheit und Spontaneität … es strotzt nur so vor kreativer Energie“, schwärmt die Kritikerin von „Songlines“ von der Formation Revolutionary Birds.
Zu diesen gehört der bretonische Dudelsackspieler Erwan Keravec. Musikalisch sozialisiert wurde er von den traditionellen Ensembles seiner Heimat, in denen Dudelsack, Bombarden (Doppelrohrblasinstrument) und Perkussion ihre charakteristischen Klangfarben beisteuern. Durch seine Beschäftigung mit Jazz und Improvisation stand ungewöhnlichen Besetzungen fern jeder stilistischer und kultureller Grenzen nichts im Wege. Wobei die menschliche Stimme für Erwan Keravec über eine besondere Anziehungskraft verfügt. Einer der ersten, mit denen er das Zusammenspiel Dudelsack-Stimme erprobte, war der baskische Sänger Beñat Achiary, dessen Stimme so wunderbar mit den Bordunklängen des Dudelsacks harmoniert. Dieses Projekt fiel auch in die Zeit, als sich Keravec entschloss, sich der neuen Musik zu- und von der traditionellen abzuwenden. Unterschiedliche Kombinationen mit Stimmen folgten: ein Trio mit Donatienne-Michel Dansac (Sopran) und Vincent Bouchot (Bariton) für neue, komponierte Musik, dann ein Chor mit Dudelsack und nun: die Revolutionary Birds.
Die Idee, mit dem tunesischen Sänger Mounir Troudi und dem libanesischen Perkussionisten Wassim Halal eine neue Kollaboration zu starten, kam vom Irtijal Festival in Beirut und dem Voix est Libre Festival in Paris 2015. Erwan Keravec erinnert sich: „Die beiden Festivals wollten ein gemeinsames Projekt machen und daraus wurde unsere Band. Zuerst sollten wir eigentlich zu viert sein, aber der Sänger aus Ägypten erhielt kein Visum um einzureisen. Daher sind wir also zu dritt! Wassim und ich trafen zuerst in Beirut ein, es war unsere erste Begegnung und wir begannen sofort zu proben. Als Mounir dazukam, hatten wir bereits das gesamte Programm erarbeitet.“ Entstanden ist dabei Musik, in der drei ganz unterschiedliche musikalische Traditionen vorbehaltlos aufeinandertreffen, sich gegenseitig Raum geben und auf überraschende und von Stück zu Stück anders gewichtete Weise verschmelzen. Der Dudelsack, mit dessen Klangspektrum sich Erwan Keravec in den letzten Jahren intensiv auseinandergesetzt hat und auch neue Spieltechniken etabliert hat, übernimmt sehr wandelbar unterschiedliche Rollen: die des Borduns, der Melodie oder er erinnert entfernt an den Gesang eines Muezzins. Eine erstaunliche Bandbreite. Erwan Keravec erzählt, dass sich die Musik der Revolutionary Birds auf Musiktraditionen beruft, allerdings nicht auf seine, die bretonische, sondern mehr auf Mounirs, die tunesische. Damit einher geht auch der starke improvisatorische Anteil im Zusammenspiel. Die erste gemeinsame CD ist bereits erschienen, dass eine weitere folgt, ist nicht ausgeschlossen. Die Kritiken waren fantastisch, so etwa in fRoots: „Die Musik ist gleichermaßen innovativ und authentisch … stark in der Tradition verankert, mit einer natürlichen Sehnsucht nach Experimenten und danach, die Grenzen ihres musikalischen Materials und ihrer Instrumente zu sprengen.“