… feeding the future
Oktober 2014. Das musikprotokoll-Labor öffnet wieder seine Türen. Zum siebenundvierzigsten Mal. Künstler/innen, Musiker/innen, Komponierende, Experimentierende aus aller Welt sind in Graz, um die aktuellen Ergebnisse ihrer Arbeiten mit uns zu teilen: Klangforum Wien, Erin Gee, Reni Hofmüller, Arditti Quartet, Radian & The Necks, Andrey Kiritchenko, Klaus Lang, Ben Frost, RSO Wien...
Siebenundvierzigste Ausgabe. Somit ist das musikprotokoll das älteste Festival für zeitgenössische Musik in Österreich. Andere nennen es das Traditionsreichste. Beides doppelbödige Adjektive. Immerhin wird die Musiktradition gerade in diesem Land etwas oft strapaziert. Als Tourismusfaktor, als Argument für Konservativismus, als Komfortzone, in die man sich zurückzieht, wenn es um die wirtschaftliche und soziale Situation von Künstler/innen geht, die im Bereich des Zeitgenössischen arbeiten. „Don't exploit the past without feeding the future“, notierte Opernregisseur David Pountney auf der Online-Petition rettetdasmusikprotokoll.mur.at. Diese Aufforderung und Aufgabe stellt sich das musikprotokoll Jahr für Jahr selbst. Dass das „Musikland Österreich“ sich heutzutage so nennen darf, hat nämlich nicht nur mit der so ausgeprägten wunderbaren Musikgeschichte in diesem Land zu tun, sondern auch denkbar viel mit jenen Zeitgenoss/innen, die mit vollem Risiko ihre Kunst radikal weiterdenken. Mit Menschen, für die Möglichkeiten geschaffen werden müssen, ihre Werke national und international zu präsentieren. Mit Festivals, die das Risiko des Unerhörten eingehen. Und mit dem Publikum, das sich mit auf die Reise macht, um von neuer Musik überrascht, berührt oder herausgefordert zu werden. Uraufführungen und neue Ideen können nämlich auch misslingen. Oder eben das Gegenteil. Das musikprotokoll lässt sich seit 1968 jährlich auf dieses Risiko ein. Und nur deshalb kann sich dieses Festival heute auch als Teil der Musiktradition dieses Landes bezeichnen. Weil es stets lebendiges Labor des Neuen sein wollte und will. Auch das musikprotokoll war in den Jahrzehnten seines Bestehens immer wieder gefährdet. Budgets wurden gekürzt, die Existenzberechtigung hinterfragt. Doch was uns niemand nehmen konnte und kann, ist die Überzeugung dass Festivals wie das musikprotokoll noch mindestens weitere siebenundvierzigtausend Jahre gebraucht werden. Denn die Zukunft gehört genährt.
Elke Tschaikner
Produktion steirischer herbst, ORF Radio Österreich 1 & ORF Landesstudio Steiermark. In Kooperation mit ECAS / ICAS – Networking Tomorrow’s Art For An Unknown Future, Europäische Union – Programm Kultur 2007-2013, Kunsthaus Graz, Landesschulrat für Steiermark, esc medien kunst labor, Auphonic, mur.at, .siacus), FutureEverything, TodaysArt, Insomnia, Skanu Mezs, CYNETART, Unsound, Cimatics, CTM Festival, Deutschlandradio Kultur, Goethe-Institut, ORF Kunstradio, esc medien kunst labor, Radio Helsinki, Pd-graz & Realraum.