Seven Last Words
Seven Last Words

soli (deo) gloria
Joseph Haydn schrieb 1785 Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze für die Karfreitagsfeierlichkeiten des Jahres 1787 im Dom von Cádiz in Spanien: Sieben langsame,  meditative Sätze sollten jeweils auf die Betrachtungen über die Worte des Bischofs De Santamaria folgen.

"Die Aufgabe," vermerkt Haydn – siehe seinen Text auf Seite 45 –, "sieben Adagio's wovon jedes gegen zehn Minuten dauern sollte, aufeinander folgen zu lassen, ohne den
Zuhörer zu ermüden, war keine von den leichtesten".

Man könnte sagen, daß dieses konsequent "nach innen" gekehrte Konzept erst in der Musik Morton Feldmans, also ab den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts, eine konsequente ideelle Weiterführung findet. Schostakowitschs letztes, fünfzehntes Streichquartett in es-Moll ist auch ein Werk, an das man in diesem Kontext denken könnte.

Um eine weitere zeitgemäße Reaktion und vielleicht hinterfragende Fortführung dieses Konzepts anzuregen, habe ich mit Hilfe der Forberg-Schneider-Stiftung in München Bernhard Lang zu einem "Dialog" mit Haydns Werk angeregt; er möge doch eine Musik komponieren, die anstelle der Worte des Bischofs von Cádiz die "Worte" in die Moderne "projizieren" sollte, um damit das Werk einem lebendigen, überkonfessionellen Kontext auszusetzen.

Es war zu erwarten, dass Bernhard Lang mit seiner Komposition das Haydnsche Werk weniger nur "ideell fortsetzen" als sozusagen auch "gefährden" würde. Bernhard Lang hat sein konsequentes, ja obsessives Auseinandernehmen (und damit auch "In-Frage-Stellen") von Modulen und von Modellen hier - wie öfters in letzter Zeit mit Vorlagen "historischer" Herkunft – um einen bemerkenswerten Schritt weitergetrieben und uns dadurch eine gewaltige, ja teilweise gewalttätige "Antimusik" geschenkt.

"Wie als photographisches Negativ dazu", merkt Christian Scheib dazu an, "klingt eine sich auf diese Musik von Haydn beziehende Komposition von Bernhard Lang: Aus dem sich Versenken wird ein sich Erheben, aus der Frömmigkeit wird Aufbegehren, aber es bleibt ein und dasselbe Bild von musikalischer Intensität, von letztlich metaphysischer Herausforderung".

Marino Formenti
Interpret/innen

Bernhard Lang (A), Kompositon
Marino Formenti (I), Klavier

Termine
Location
Kulturzentrum bei den Minoriten
Installation
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2009 | Seven Last Words - Installation