Über den Begriff der musikalischen Monadologie
Die Monadologien lassen sich vielleicht durch folgende Punkte kürzest charakterisieren: Sie arbeiten mit kleinsten Ausgangszellen als Generatoren des gesamten musikalischen Materials. Diese Ausgangszellen sind größtenteils Samples aus vorhandenen Materialien/Stücken. Die Partituren entstehen durch Einsatz Zellulärer Automaten, sind also maschinell entwickelt und stellen selbst abstrakte Maschinen im Deleuzischen Sinn dar. Die Zellen durchschreiten diskrete Zustände als komplexe Differentiale, zeigen also fortwährdende Mutationen.
Über Monadologie V: The Last Words of Hasan
Monadology V ist das nunmher sechste Stück in der Reihe der Monadologien, die selbst aus der Differenz/Wiederholung-Serie hervorging bzw. aus dieser entwickelt wurde. Diese neue Serie der Monadologien bezieht sich vor allem auf zelluläre Prozesse, poetisch abgeleitet aus der Philosophie von Gottfried Wilhelm Leibnitz („Monadologie“) und Gilles Deleuze („Die Falte“, „Differenz und Wiederholung“).
Diese zellulären Prozesse beziehen sich hier sowohl auf das singuläre musikalische Ereignis, auf das Klangatom, als auch auf die darauf basierenden, übergeordneten Strukturen. Die Formalen Strukturen des Mittelgrunds werden werden durch diskrete Loop-Zustände organisiert, welche fortwährende Differenzierungen durchlaufen.
Neu in Monadologie V sind sogenannte katastophische Sequenzen, in denen die Loop-Maschinerie plötzlich kollabiert und in kurz repetierten Klangzellen hängen bleibt, vergleichbar den Attraktoren in fraktalen Entfaltungen.
Die Mikroebene der musikalischen Atome wird in einem Raster organisiert, der vom Konzept der Zellulären Automaten abgeleitet wurde. Diese Zellulären Automaten, in den Achtzigerjahren von Conway entwickelt, dienen in der Computerwissenschaft zur Simulation von verschiedenen Wachstumsprozessen und künstlichen Lebensformen.
Außer in Monadologie I, II,III,IV und VII hatte ich zuvor Zelluläre Automaten in Difference/Repetition #9, Difference/Repetition #12 und in Die Sterne des Hungers verschiedentlich eingesetzt. In den meisten Monadologien ist das zelluläre Ausgangsmaterial aus den Archiven gesampelt (Richard Strauß in II und III, Gregorianik in VI, Schönberg in VII), so auch hier: das Basismaterial kommt aus Haydns Sieben letzten Worten (Klavierfassung) und taucht episodisch in kleinen Zellen immer wieder auf: Haydns monothematische Kompositionsweise, die in ihrer letzten Konsequenz zur entwickelnden Variation führt, eignet sich besonders gut hiefür. Monadologie V wird eine Fortsetzung in Monadologie VII Kammersinfonie: For Arnold. finden, worin Schönbergs Kammersinfonie Op.38 nach diesem Prinzip nachgezeichnet werden wird.
Das Stück Monadologie V wurde durch Mario Formenti angeregt und ist ihm auch gewidmet.
Die Teile der Monadologie V:
1 introduzione
2 Sonata I: ...quia nesciunt quid faciunt
3 Sonata II: Hodie mecum eris in Paradiso
4 Sonata III: Ecce Mulier filius tuus
5 Sonata IV: ut qui reliquisti me
6 Sonata V: Sitio
Durata: ~30’