Bereits 1987, im Rahmen der Ausstellung entgrenzte Grenzen (1987, Grazer Künstlerhaus, ARGE - ALPEN - ADRIA, Kurator Richard Kriesche), konzipierten und konzertierten Seppo Gründler und Josef Klammer ein telematisches Konzert - Razionalnik.
Über Modem, Computer und Telefon miteinander verbunden musizierten sechs Musiker gleichzeitig in Budapest, Ljubljana, Trient und Graz, Welturraufführung eines digitalen-telematischen Konzerts zwischen verschiedenen Städten (etwa zur gleichen Zeit gaben The Hub in New York mit Modem ein telematisches Konzert zwischen verschiedenen Häuserblocks). Zehn Jahre später, 1997, geht es wie der um Verbindung und Gleichzeitigkeit, diesmal zwischen Graz und Berlin, um das Zusammentreffen von Klängen und Strukturen. So trifft die Musik einer Maschine (Fernsehbild/RGB -> Computerdirigent -> Effektprozessor/Synthesizer) auf Musik losgelöst von Zwängen kausaler Ordnung (improvisierende Musiker).
Die beiden Konzerte sind in der Art eines künstlerisch-ironischen Kommentars zu „Tele"-Welt und Medienkunst miteinander verknüpft. Sie finden über Radioleitungen zusammen und ergeben, im Radio gemischt, ein drittes, eigenständiges Konzert. Da für dieses Zusammenspiel Koordination erforderlich ist, wurden - wiederum mit ernsthaft-ironischem Hintersinn: Sprunghaft steigt der Wasserverbrauch im Sendegebiet, wenn ein Werbeblock ausgestrahlt wird - die Farbsignale von Fernsehsendungen zum Dirigenten des Radio-Konzertes gemacht. Bedingung ist eine in beiden Städten zur gleichen Zeit übertragene Sendung, die sich etwa auf dem 3sat-Kanal finden lässt. Die dabei ausgestrahlten Signale für Rot, Blau und Grün (RGB), mit denen das Farbbild auf dem Fernsehbildschirm erzeugt wird, koordinieren als Sychronisateur Extern zwei gleichzeitig stattfindende, aber ansonsten unabhängig voneinander verlaufende Konzerte im Berliner Podewil und im Grazer Congress.
Als Reverenz an den autonomen Wert des Materials werden Inhalt und Botschaft der Fernsehsendung ignoriert und die Rot-, Grün- und Blauanteile über Sensoren in Steuerungsdaten umgewandelt. Diese Daten steuern ein Dirigierprogramm, ein Effektgerät und einen Synthesizer. Via Computermonitor gibt das Dirigierprogramm den improvisierenden Musikern Spielanweisungen zu Dynamik, Einsätzen, Tonräumen, Artikulation, Tempi usw., im Effektgerät werden die Klänge der vier Musiker gemischt und bearbeitet.
Die Effekt- und Synthesizerklänge werden auf Österreich 1 im Kunstradio/Zeit-Ton sowie zur gleichen Zeit im Berliner Jazzradio 101,9 gesendet. Im Radio ist die spezielle durch RGB synchronisierte und gesteuerte Mischung zu hören, im Konzertsaal das akustische Geschehen der dirigierten lmprovisateure. Zusätzlich liegen bei den Konzerten jeweils 250 Monoradios mit Kopfhörern aus, so dass das Publikum auch im Konzert den Radiomix nach Belieben mithören kann.
Auf diese Weise gibt es drei Möglichkeiten, die Konzerte zu hören:
1. Berlin-Konzert pur oder Graz Konzert pur
2. Radiosendung Live (mit Fernsehbild?)
3. Mix Radiosendung mit Konzert Graz oder Berlin
Wir hoffen auf guten Empfang.