Die 16 Saiten der 4 Streichinstrumente werden nach einer vorgegebenen Anweisung mikrotonal umgestimmt.
Die Umstimmung erfolgt mittels auf CD vorliegenden Stimmtönen, kann aber auch nach Gehör vorgenommen werden.
Dem Werk liegen vier voneinander unabhängige Vierklänge zugrunde, die jeweils aus dem ersten, dritten, fünften und siebten Partialton der Obertonreihe gebildet und zum Teil oktavversetzt sind.
Aus dieser mikrotonalen Stimmung sind die bestimmenden Materialien des Stückes abgeleitet:
1. Ineinander verschachtelte Obertonreihen (mit 2, 3 oder 4 Instrumenten). Analog der Spieltechnik des afrikanischen Mundbogens werden die Teiltonreihen unterschiedlicher Grundtöne ineinander verschachtelt. Dieses Prinzip wird bis zum 12. Oberton fortgesetzt, sodass sehr differenzierte, unregelmäßige mikrotonale Skalen entstehen.
2. Durch das mikrotonale Stimmsystem lassen sich mit Hilfe von natürlichen Flageoletts eine Vielzahl von unterschiedlichen Tonhöhen (bis zu sechs Abstufungen pro Halbton) er zielen. Der Übergang zwischen diesen feinstufigen Skalen und dem Kontinuum des Glissandos ist ein wesentliches Material des Quartetts.
3. Die Obertonakkorde selbst werden erst im Verlauf des Stücks wirksam: in ihrer Transposition, indem alle Instrumente das gleiche natürliche Flageolett realisieren, als Klang aus leeren Saiten und als in sich schwebender Akkord, indem zu den leeren Saiten der Einklang auf der benachbarten Saite gegriffen und im langsamen Glissando umspielt wird.
4. Dadurch, dass die Instrumente nicht mehr in Quinten gestimmt sind, kann die reine Quinte wie jedes andere Intervall als Doppelgriff gespielt und in Glissandi verändert werden.
Die zeitliche Ordnung des Stückes ist von Beschleunigungs- und Verlangsamungsprozessen bestimmt, deren detaillierte Ausführung teils den lnterpretlnnnen überlassen, teils exakt auskomponiert ist.
Das 1. Streichquartett ist ein Auftragswerk des Grazer Musikprotokolls und entstand auf Anregung von Christian Scheib. Die Aufführung des Stückes dauert mindestens eine halbe Stunde.