auf takt
Der Auftakt und das Auf-dem-Takt-Sein sind die Zentren für die Auseinandersetzung mit dem Material. Die kleine Trommel wird bei auf takt zum Impulsgeber des „auftaktigen" Geschehens, dieses nicht im Sinne eines Ereignisses, wohl aber ein kompositorisches Agieren auf expliziten und impliziten Ebenen, was jedoch nicht in einer bipolaren Denkweise als getrennt, sondern als einander bedingend verstanden werden muß.
Zu den expliziten Ebenen gehören die in der Komposition inkludierten „historischen" Reflexionen über Auftakte wie dem der Streicher im Trauermarsch der Beethovenschen Dritten oder bei Gustav Mahler bis hin zur „Kulmination" im auf seine elementaren Bestandteile zerlegten Marsch, wobei Gadenstätter bewusst das griffige Stilzitat vermeidet. Der Marsch wird somit „wertfrei", entschlackt von allen musikhistorischen, politischen und ideologischen Assoziationen. Der Marsch dient lediglich - ähnlich wie bei Mahler - als „Ordnungssystem". Obwohl sich Gadenstätter von musikalischen Affekten fernhält, gehören jene Passagen zu den Höhepunkten der Komposition, in denen das explizite Ordnungssystem des Marsches mit den aus dem musikalischen Material gewonnenen impliziten Ordnungssystemen kollidiert.
Das musikalische Material wird aus den vielfältigen Spieltechniken der kleinen Trommel destilliert. Daraus resultiert ein Spannungsfeld, das sich, so der Komponist, ,,zwischen der Ungeordnetheit des Klirrfaktors und der Präzision des Schlagimpulses bewegt". In auf takt geht es um Umwandlungen eines Phänomens. So werden akustische Ereignisse auf andere Erscheinungsweisen projiziert, etwa wenn innerhalb des sehr engen Frequenzbandes der kleinen Terz bis zu zehn verschiedene Tonhöhen vor geschrieben werden, was keine Reminiszenz an die Mikrotonalität Habàs ist, sondern einfach den Klirrfaktor der kleinen Trommel auf den Zusammenklang anderer Instrumente überträgt. ,,Solche Verfahrensweisen machen es mir möglich, verschiedene Phänomene kompositorisch von einem einzigen Standpunkt zu betrachten. Die Implikationen, die dabei klanglich in Erscheinung treten, verändern dann aber mein Hören und mein Komponieren. Dadurch bin ich nicht nur der unbewegliche Zuhörer, sondern innerhalb des Stückes erweitert sich das Thema - der Auftakt, das 'Auf-Takt-Sein' - beinah eigenprozessual. Es gewinnt sich selbst immer neue Facetten hinzu."