auf takt
auf takt Musik für großes Orchester (1997-1999)

auf takt

Der Auftakt und das Auf-dem-Takt­-Sein sind die Zentren für die Auseinandersetzung mit dem Material. Die kleine Trommel wird bei auf takt zum Impulsgeber des „auftaktigen" Geschehens, dieses nicht im Sinne eines Ereignisses, wohl aber ein kompositorisches Agieren auf expliziten und impliziten Ebenen, was jedoch nicht in einer bipolaren Denkweise als getrennt, sondern als einander bedingend verstanden werden muß.

Zu den expliziten Ebenen gehören die in der Komposition inkludierten „historischen" Reflexionen über Auftakte wie dem der Streicher im Trauermarsch der Beethovenschen Dritten oder bei Gustav Mahler bis hin zur „Kulmination" im auf seine elementaren Bestandteile zerlegten Marsch, wobei Gadenstätter bewusst das griffige Stilzitat vermeidet. Der Marsch wird somiwertfrei", entschlackt von allen musikhistorischen, politischen und ideologischen Assoziationen. Der Marsch dient lediglich - ähnlich wie bei Mahler - als „Ordnungssystem". Obwohl sich Gadenstätter von musikalischen Affekten fernhält, gehören jene Passagen zu den Höhepunkten der Komposition, in denen das explizite Ordnungssystem des Marsches mit den aus dem musikalischen Mate­rial gewonnenen impliziten Ordnungs­systemen kollidiert.

Das musikalische Material wird aus den vielfältigen Spieltechniken der kleinen Trommel destilliert. Daraus resultiert ein Spannungsfeld, das sich, so der Komponist, ,,zwischen der Ungeordnetheit des Klirrfaktors und der Präzision des Schlagimpulses bewegt". In auf takt geht es um Umwandlungen eines Phänomens. So werden akustische Ereignisse auf andere Erscheinungsweisen projiziert, etwa wenn innerhalb des sehr engen Frequenzbandes der kleinen Terz bis zu zehn verschiedene Tonhöhen vor­ geschrieben werden, was keine Reminiszenz an die Mikrotonalität Habàs ist, sondern  einfach den Klirrfaktor der kleinen Trommel auf den Zusam­menklang anderer Instrumente über­trägt. ,,Solche Verfahrensweisen machen es mir möglich, verschiedene Phänomene kompositorisch  von einem einzigen Standpunkt zu betrachten. Die Implikationen, die dabei klanglich in Erscheinung treten, verändern dann aber mein Hören und mein Komponieren. Dadurch bin ich nicht nur der unbewegliche Zuhörer, sondern innerhalb des Stückes erwei­tert sich das Thema - der Auftakt, das 'Auf-Takt-Sein' - beinah eigenprozes­sual. Es gewinnt sich selbst immer neue Facetten hinzu."

Nach einem Text von Christian Baier
Interpret/innen

Komposition: Clemens Gadenstätter
Dirigent: Arturo Tamayo
RSO Wien

Kooperationen

Kompositionsauftrag von ORF-Musikprotokoll, steirischer herbst und Salzburger Festspiele

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 1999 | Gadenstätter/Johnson/Steenhuisen