o angeli
Die Engelsthematik spielt in meinem kompositorischen Werk eine wichtige Rolle. Von Orgelsolo-Stücken über diverse kammermusikalische Kompositionen bis zu einem abendfüllenden, großbesetzten Werk habe ich mich musikalisch mit den himmlischen Wesen auseinandergesetzt. Dabei haben mich immer wieder die Darstellungen von Hieronymus Bosch inspiriert, vornehmlich seine Feder-Zeichnung „Engelmesse“.
„O Angeli“ ist meine zweite Vertonung eines Textes von Hildegard von Bingen.
Mittelalterliche Musik steht hier durchaus Pate für die gewählte musikalische Sprache.
Der vertonte Text lautet:
„O ihr herrlichen Engel, lebendes Licht!
Im dunklen Geheimnis jeglicher Kreatur
erblickt ihr zu Füßen der Gottheit
in brennender Sehnsucht die Augen Gottes,
nie könnt ihr davon gesättigt werden.“
Text von Hildegard von Bingen, Scivias III, visio tertia decima (2016)
Rudolf Jungwirth
Der 1955 in Linz geborene Rudolf Jungwirth studierte zunächst in Wien u.a. Orgel und Komposition, um 1984 wieder nach Linz zurückzukehren. Hier lehrt er Orgel, Improvisation und Musiktheorie an der Anton Bruckner Universität. In seinen Kompositionen wechseln sich Clusterklänge mit Geräuschelementen und bewusst platzierter Stille ab und erzeugen so teils meditative, teils explosionsartige Hörmomente. Sein Schaffen umfasst sowohl Orchester- und Ensemblewerke als auch Vokal- und Instrumentalmusik und wird von mehrfachen Auszeichnungen sowie zahlreichen weltweiten Aufführungen begleitet.