In Hora werden die Frauenstimmen siebenfach geteilt (vier Sopran, drei Alte), während die Bässe (in chorischer Besetzung) monochrom verbleiben. Die Tenöre sind in diesem Stück komplett ausgespart. Es ergibt sich ein pyramidenartig aufgespaltener Klangraum, in dem die Register deutlich auseinanderklaffen (mehrfach aufgespaltene Höhe/monochromes Bassregister). Die Mittellage bleibt komplett unbesetzt und macht sich als „stehender Hohlraum“ bemerkbar. Es ist die klangfarbliche und mikrotonale Schattierung, die mich in diesem Stück beschäftigt hat, das Spiel mit den verschiedenen Ebenen der Umkreisung von Klang und Zeit (Licht und Tod). Im Text geht das Werk auf Fragmente aus dem Lux aeterna der Requiemsliturgie zurück. Nicht immer wird der Text zu Ende geführt, Worte und Silben brechen ab oder setzen inmitten ihrer eigentlichen Lautung an, werden dabei aber stets nahtlos in ein übergreifendes Klangkontinuum eingeschmolzen, das weiterfließt. Auch das Spiel mit der An- und Abwesenheit von Text selbst wie auch von seiner Bedeutung spielt hier eine Rolle. Neben seiner theologischen Unterschattung ist das Stück auch von der Idee der Dissoziation der Stimmen und ihrer Verschmelzung getragen, die es auch jenseits einer geistlichen Deutung als Klangfarbenkomposition zwischen Licht und Zeit verstehbar macht.
Text zu Hora
Fragmente aus Lux Aeterna
„Lux [aeterna] luceat eis
[…]
Dona e[is]
[…]
Et lux perpetua luceat eis.
[…]“