Dieses Stück entstand während der COVID_19 Lockdowns, als ich wochenlang in meinem Haus eingeschlossen war. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, aus meinem Bau auszubrechen und unbekannte Bereiche meiner unmittelbaren Umgebung zu erkunden. Ausgestattet mit binauralen Mikrofonen, die direkt in die Ohren gesteckt werden können, nahm ich die Geräusche der Umgebung auf. Während dieser Exkursionen kamen mir spontan Worte in den Sinn. Später verwandelte ich sie in Gedichte wie dieses:

anderntags treibt es ihn wieder ins freie. angelockt von der sonne. wochenlang nur trüber nebel. über den niederungen.

er orientiert sich am schein des gestirns. stapft hurtig los. ohne sich umzudrehen. ohne plan. die karte hat er zu hause gelassen. läßt sich treiben. vom rhythmus der schritte. folgt nur der inneren stimme. sie zeigt ihm den weg. bedenkenlos führt sie durch hohle gassen. vorbei an den schutthalden. mitten ins dickicht.

bald hat er sich hoffnungslos verirrt. es dämmert bereits. die sehkraft schwindet. den pfad kann er nur spüren. mit seinen füßen ertasten. im dunkel der nacht.

ein knacken im untergrund fesselt seine aufmerksamkeit. er hält inne. und lauscht. tief und lange. was ist da zu hören? mit seinen ohren erkundet er die landschaft. feingewoben aus klängen. ein knistern. plätschern. säuseln. rauschen und rascheln. geheimnisvolle botschaften. aus anderen welten. zu denen wir keinen zugang haben.

es fehlt der schlüssel. zu diesem code. nur willenloses einsinken in diese nachrichten. ohne sie zu verstehen. dennoch begreift er sie. mit seinen ohren. dringt er ein. in den dschungel der klänge. erkennt zusammenhänge. baut brücken. erfindet antworten. entdeckt eine welt. in sich. und außerhalb seiner selbst.