Während die Pandemie die bombastischen Sinfonieorchester und Opernhäuser in vielen Ländern zum Verstummen bringt ‒ eine Pandemie, die man wohl wie jede davor medizinisch in den Griff bekommt, was man von der nächsten noch nicht sagen kann ‒, komponiere ich Not from here not from now für ein kleines Kammerensemble. Es ist eine hybride graphische Partitur, deren kompromisslos-traumhaft-brutaler Freiheitsdrang sich in der Musik als eine Art negative Wahrheit Ausdruck verschafft.

Die Voraussetzung für diese Komposition ist die Armut: Das Werk fordert die offizielle Musikkultur heraus, weil es von deren materiellem Wohlstand ausgeschlossen bleibt und auch der „Teufel Entertainment“, der zum Kulturfeind Nr. 1 geworden ist, sich abweisend zeigt. Fortschritt und Barbarei sind heute in der Populärkultur und ihrer sich künstlerisch gerierenden Cousine Gestalt so ineinander verwoben, dass nur wer sich in Askese übt und das „Du musst unterhalten“-Gesetz missachtet auch etwas produzieren kann, was nicht barbarisch ist.

Ein schöpferischer Gedanke, ein Kunstwerk, das nicht dazu motiviert, falschen Reichtum und sogenannte First-Class-Musikproduktionen, 3D-Filme und 4K-Videos abzulehnen, kann auch keine negative Wahrheit ausdrücken. Es bleibt zu hoffen, dass uns eine nicht auf Entertainment ausgerichtet Musik wieder auf einen neuen/alten Weg führen wird: Improvisation, Musik der Freiheit.

Nur instinktive, subversive Aktionen und ihre kulturellen Ausdrucksformen, die in einer von Bürokratie und Technokratie beherrschten Gesellschaft nach Befreiung streben, haben auch das Potential, der Einheitsfront von Oberflächlichkeit, Kommerz, Technologie und Barbarei zu entkommen.