SpaceTime Helix
SpaceTime Helix

SpaceTime Helix ist eine audiovisuelle Performance mit einer riesigen stehenden Welle, die sich entlang eines weißen Fadens nach oben schraubt und dabei eine große Wendelfläche bis zur Decke beschreibt. Realisiert wird das alles mit einem Arduino-Board, wobei die Lichtfrequenzen, Farben und Klänge manuell über eine speziell angefertigte Konsole gesteuert werden. Die akustischen Klänge des Fadens werden live mit Mikrophonen verstärkt, des Weiteren kommen verschiedene analoge Lichtsensoren und Pickups zum Einsatz, um Lichtimpulse, Frequenz, Rotation, Geschwindigkeit und elektromagnetische Wellen der Helix hörbar zu machen, zu sonifizieren. Die Wellen breiten sich auf der hellen, transparenten Oberfläche der Helix aus und verschwinden in der Zukunft, entfernen sich immer weiter in der Raumzeit. In SpaceTime Helix beschäftige ich mich mit helikalen Symmetrien und Unendlichkeit, Frequenzen und Geometrie, Elementarteilchen und Quantenphysik, akustischen Visionen und Wahrnehmungen, und doch gleicht diese Performance einem Spiel mit Elementarphysik und -teilchen, wie ich in meiner Arbeit oft mit physikalischen und natürlichen Phänomenen spiele, die die Beobachtung und Wahrnehmung unseres inneren und äußeren Raums stimulieren.

Die stehende Welle, ein in Resonanz versetzter Faden, ist in der Natur eine häufige Erscheinung und war schon in der Antike Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Vor 2.500 Jahren erfand Pythagoras die ‒ heute über Frequenzverhältnisse beschriebene ‒ Tonleiter. Er war auch davon überzeugt, dass die Bewegung der Sterne und Planeten einer harmonischen Schwingung gleicht, was er als „Sphärenharmonie“ bezeichnete. In der zirka 100 Jahre alten physikalischen Theorie der Quantenmechanik sind stehenden Wellen die Energieniveaus der Teilchen. In der sehr jungen, in den 1970er-Jahren entwickelten Stringtheorie, die auch als eine Art „Weltformel“ bezeichnet wird, spricht man hingegen nur von Schwingungen in winzigen multidimensionalen Strings, die je nach Schwingungszustand Teilchen mit unterschiedlichen Eigenschaften sind. Für unser Verständnis der Welt und des Universums sind also stehende Wellen und schwingende Fäden tatsächlich von grundlegender Bedeutung.

Diese Arbeit ist eine Metapher für die Rückkehr zur Wurzel der Dinge, zur Einfachheit und Komplexität des Makro- und Mikrokosmos, des inneren und äußeren Raums, der Architektur des Geistes und der Architektur der Natur. Ein natürliches Phänomen, direkt vor unseren Augen, das einem Wunder gleicht.

Michela Pelusio (Übersetzung: Friederike Kulcsar)
Interpret/innen

Komposition, Performance: Michela Pelusio

Kooperationen

In Kooperation mit SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Gefördert durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union. Michela Pelusio ist SHAPE Artist 2019.

Termine
Location
Dom im Berg
Performance
Österreichische Erstaufführung
Biografien
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2019 | SpaceTime Helix