Techniken der Referenz und der Aufbau kreativen Werkschaffens auf vorgefundenem Material sind schon immer Teil der kulturellen Praxis gewesen. Ich gehöre auch mit Sicherheit zu denen, die nicht erfinden, sondern neu entdecken: beim Komponieren suche ich nach kontextuellen Beispielen, Allusionen, Assoziationen zu einem bestimmten Thema, sei es eine vorgegebene Besetzung, Gattung oder ein Begriff.
Das vorliegende Stück ist zwar für Orchester konzipiert, ist aber aus der Beschäftigung mit der „Harmoniemusik“ entstanden, einer Gattung, die ungefähr um 1770 entstand und für Konzerte im Freien und Tafelmusik eingesetzt wurde. Die übliche Besetzung bestand aus einem Bläseroktett, das gelegentlich durch Kontrafagott und Kontrabass erweitert wurde.
Heinrich Christoph Koch beschreibt das Repertoire der Harmoniemusik: „Man bedient sich dabey entweder besonders gut gesetzter Tonstücke, die aus Sätzen von verschiedener Bewegung und Taktart bestehen..., oder man arrangiert für diese Instrumente Opern und andere Tonstücke, die eigentlich zu einem anderen Gebrauche bestimmt sind...“
Es sind wenige Zitate im Stück verarbeitet, vielmehr sind es idiomatische Zeichen, Figuren, Klischees,die diesen oder jenen Stil repräsentieren. Es sind Bearbeitungen imaginärer Stücke, Versuche einer Musik, die im Niemandsland angesiedelt ist.