Glop
Glop - Klangliche Landschaftsvermessungen: Glop von Kauders

Der Grazer Komponist und Musiker Kauders lokalisiert in seinen Werken bisher unbekannte Übergangspassagen zwischen Rock-, Improvisations- und Elektronikmusik. Das Stück Glopaus seinem aktuellen Album In Another Land Pt. II verbindet diese losen Enden zu einem Sound-Erlebnis der besonderen Art. 

Bei Gottfried Krienzer, der seit mehr als 20 Jahren unter dem Künstlernamen Kauders tätig ist, prallen seit jeher Arbeitsweisen mit der Gitarre mit denen der Elektronik aufeinander. Es sind kompositorische Konzepte, die ebenso in elektroakustischen Klangobjekten wie in Abstraktionen von Noise-Rock aufgehen können. Stationen auf diesem Weg waren Bands wie Code Inconnu, das Quartett Automassage, das duo adé mit Langzeitkollegen Christoph Uhlmann, die Avantgarde-Rock-Band The Striggles und das Soloprojekt Kauders. 

Aus der Weststeiermark gebürtig, studierte Kauders an der Grazer Musikuniversität klassische Gitarre, maßgebliche Prägungen kamen unter anderem von seinem Gitarrenlehrer, dem Experimentalmusiker Robert Lepenik, mit dem er auch bei The Striggles spielt. Eine weitere wichtige Sozialisation war das Label und Kunstkollektiv Tonto, aus dem in den späteren 1990er-Jahren eines der landesweit interessantesten Netzwerke für Experimental-Elektronik wurde. 2004 veröffentlichte Kauders dort sein Album-Debüt Games. Aus diesem Umfeld heraus ergab sich dann auch die Kooperation mit der Reihe „Sonntags Abstrakt“ sowie mit dem Label Chmafu Nocords und dessen Programmserie „Interpenetration“. In den letzten Jahren arbeitet Kauders vermehrt mit dem Betreiber des Grazer Labels God Records und Striggles-Schlagzeuger Slobodan Kajkut. 

Von der Entwicklung zum Bleiben

Heuer ist mit In Another Land pt. II der zweite Teil einer Trilogie erschienen, in der Kauders Zusammenführungen von Gitarren- und Elektronikklängen erforscht. Wie schon der erste Teil, ist dieses Album auf God Records herausgekommen. Eine der Inspirationen zu In Another Land kam durch György Ligetis Buch Eine Monografie, wodurch sich für Kauders Überlegungen zu musikalischen Interpretationen von Ländern, Gesellschaften und sozialen Prozessen ergaben.

Im ersten Teil werden einige Grundbedingungen dieses anderen Landes vermessen. In dem anlässlich der Veröffentlichung von Pt. II präsentierten Ö1 Zeit-Ton Porträt bezeichnete er Pt. I als „Entwicklungsmusik“, die möglichst ohne Wiederholungen auskommt. Pt. II sei demgegenüber eine Art Antipode: Hier werden Konzepte nicht entwickelt, sondern weisen ganz bestimmte klangliche Wesenszüge mit ausgeprägt skulpturalen Charakteristiken auf. Jedes Stück verfolgt ein Thema, weitet es um zahlreiche Facetten aus, dekliniert es durch, bleibt aber dort. 

Glop ist das vielleicht am stringentesten durchgearbeitete Beispiel dieses Ver- oder Ausharrens: Dieses Stück, das prinzipiell endlos dauern könnte, ist sich seiner Referenzen an den Avantgarde-Gitarristen Glenn Branca zwar bewusst, transferiert dabei aber die komplexen Schichtungen aus sich überlagernden Melodielinien in ein Ambiente, das von klangästhetischen Prämissen der Neuen und der Elektronikmusik durchzogen ist. So ist es nur konsequent, dass zwei Künstler für das Konzert von Glop die Klangregie umsetzen, deren Arbeiten an ähnlichen Schnittpunkten angesiedelt sind, nämlich die Label-Kollegen Slobodan Kajkut undNikos Zachariadis aka Opcion. Und schließlich ist das von Kauders für diesen Abend aus 23 lokalen Gitarrist/innen zusammengestellte Orchester ein in mehrfacher Hinsicht lautstarker Verweis auf die Grazer Musikszene. Was die Live-Umsetzung von Glop zudem zu einer gesellschaftlichen Skulptur macht. 

Heinrich Deisl
Interpret/innen

Musik und Konzept: Gottfried Krienzer

Musiker/innen: Michael Eisl, Franz Gurt, Daniel Gutmann, Andreas Heller, Birgit Hofstadler, Samo Ismajlovič, Bernhard Jammerbund, Richard Kahlbacher, Reas Klöckl, Michael Laab, Robert Lepenik, Bernd Oberdorfer, Martin Plass, Philip Prugger, Johannes Raggam, Lea Sonnek, Christian Steiner, Alexandra Stessl, Marina Stiegler, Christoph Uhlmann, Eva Ursprung, Klaus Wohlgemuth und Werner Wohlgemuth
Klangmanipulation: Slobodan Kajkut, Nikos Zachariadis

Termine
Location
Dom im Berg
Konzert
Biografien
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