Ö1 Klassik-Treffpunkt @mp19
Ö1 Klassik-Treffpunkt @mp19 - Portrait Ilan Volkov

Ilan Volkov ist ein lernbegieriger Mensch. Er arbeitet als Dirigent, Improvisationsmusiker und Musikkurator. Sein wacher Blick dringt in fruchtbare Nischen der Musikgeschichte vor, seine Programme zeichnen sich durch überlegte Vielfalt aus. Er schafft es, auch große musikalische Vorhaben mit Ruhe und Überblick zu meistern – etwa wenn es in der abgelaufenen Saison darum ging, mit dem ORF Radiosymphonieorchester Wien die Uraufführung von Olga Neuwirths The Outcast zu stemmen, mit Schauspielern, Sängern, Kinderchor, Live-Elektronik und Video. In solche Abenteuer stürzt sich Volkov mit großer Entdeckungslust. Als inspirierender Fels in der Brandung wird er von den Musikerinnen und Musikern ebenso geschätzt wie vom Publikum. Volkov setzt sich nicht nur für Programme abseits der ausgetretenen Pfade ein, sondern er versucht auch, Musizierende aus Genres, die voneinander sonst keine Notiz nehmen würden, miteinander zu vernetzen. Das hat er als Mitbegründer des legendären Musik-Clubs Levontin 7 in Tel Aviv geschafft und das vollbringt er weiterhin mit seinem eigenen, internationalen Festival. Unter dem Namen Tectonics lässt Volkov tektonische Platten unterschiedlichster Musikkulturen kollidieren: Improvisation, elektronische Musik, Rock, Klangkunst und weitere Spielarten experimenteller Klänge. Das 2014 in Island gegründete Festival ist ein wanderndes Ereignis: Es hat seine Basis derzeit in Glasgow, war aber auch in Städten wie Adelaide, Oslo, New York, Tel Aviv, Athen und London zu Gast. Kein Wunder also, dass Volkov sofort begeistert zugesagt hat, als das ORF musikprotokoll ihn für die Wiederbelebung der Werke von Mikheil Shugliashvili gewinnen wollte. 

Volkov, geboren 1976 in Tel Aviv, kommt aus einer künstlerischen Familie: der Vater war Pianist, die Mutter Historikerin. Zunächst lernte er Klavier und Geige, nach Studien in Jerusalem und London begann seine Dirigentenkarriere bereits mit 19 Jahren. Mit 23 konnte er auf eine zweijährige Tätigkeit als Chefdirigent des London Philharmonic Youth Orchestra zurückblicken. Er war drei Jahre lang Chef des Iceland Symphony Orchestra, 2003 wurde er Chefdirigent des BBC Scotish Symphony Orchestra, dessen Principal Guest Conductor er weiterhin ist.

In Volkovs Karriere ging es in den letzten Jahren Schlag auf Schlag, mit Engagements von Salzburg bis Glyndebourne, von der Stuttgarter Oper bis zur San Francisco Opera, von Festivals wie Wien Modern bis zu den BBC Proms. Seine Einspielungen mit wertvollen Ergänzungen des CD-Repertoires erhielten Plattenpreise, er dirigiert regelmäßig die führenden Ensembles zeitgenössischer Musik. Volkov lebt mit seiner Familie in Israel, die meisten Auftritte absolviert er jedoch im Ausland. In seiner Heimat wirkt er aber weiterhin für ausgewählte Projekte, in denen er bedeutende, aber wenig aufgeführte israelische Komponierende präsentiert. Egal wo auf dieser Welt: Wer Ilan Volkov folgt, wird spannende Entdeckungen machen.

Rainer Elstner
Interpret/innen

Helmut Jasbar im Gespräch mit Ilan Volkov

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Location
Akademie Graz
Ö1 mit Publikum
Biografien
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