Die grandiosen beweglichen Skulpturen von Lee Bontecou und Alexander Calder haben mich zu meiner Komposition La forma dello spazio (2010) inspiriert. Ich wollte ein Stück schreiben, in dem die musikalischen Gesten ziemlich statisch erscheinen, gleichzeitig aber so flexibel sind, dass sie sich in einem vorgegebenen Raum frei bewegen können. Dieser Idee entsprechend ist das Ensemble bei meinem Stück im Raum verteilt, was einerseits unterschiedliche Hörperspektiven ermöglicht, andererseits von den Instrumentalist/ innen aufgrund ihrer räumlichen Trennung höchste Aufmerksamkeit beim Spiel verlangt. Wie Calder einst schrieb: „Nichts […] ist festgelegt. Jedes Element kann sich frei bewegen, sich drehen, hin und her schwingen und seine Beziehung zu jedem anderen Elemente in diesem Universum verändern.“
Das Stück beginnt mit einem Geigensolo, das von den anderen Instrumenten klanglich intensiviert wird, indem Töne unisono ausgehalten und melodische Passagen wiederholt werden. Die sich allmählich häufenden Fragmente ziehen nunmehr ihre Bahnen durch den Konzertsaal, schnellen mitunter durch den Raum wie Klangpfeile und überbrücken so die trennende Leere zwischen den Ausführenden, dann wieder kreisen sie langsam um das Publikum.
Der Titel meiner Komposition stammt von einer Kurzgeschichte von Italo Calvino und lautet auf Deutsch „Die Form des Raums“. Dieses surreale Werk handelt von drei Personen, die parallel zueinander durch den Raum fallen. Der Erzähler träumt davon, die Form des Raums zu verändern, damit er mit den anderen in Kontakt kommen kann, sei es der Liebe oder des Kampfes wegen.