Zeit und Raum sind Ausgangsmaterial dieser Komposition. Zeit als eine komponierte Struktur von Abschnitten unterschiedlicher Dichte; diese Abschnitte werden spezifisch nacheinander gereiht und übereinander geschichtet. Raum, der durch die Korrelation zwischen der unbeweglichen akustischen Klangquelle (Kontrabass) und den „beweglichen“ bzw. im Raum positionierten Klängen der Elektronik (IKO-Lautsprecher) entsteht, wobei durch die akustischen Eigenschaften des IKO-Lautsprechers, die spezifische Akustik des Aufführungs-Raumes und die relative Position der Zuhörer/innen dieser „Klang-Raum“ individuell unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Bei der Elektronik wird nicht mit synthetisch generierten, sondern ausschließlich mit im Vorfeld aufgenommenen Instrumentalklängen gearbeitet. Wie schon in früheren Werken (echochronoi/2008, perichronos/2010, xylo-echo/2018) wird in akrochron eine Software verwendet, die unter anderem die Möglichkeit bietet, Klänge spezifisch zeitlich auszudehnen oder zu verkleinern (Software-Implementierung Thomas Musil/IEM Graz). Dieses Vergrößern oder Verkleinern von Klängen entspricht einerseits formalen Überlegungen und ruft andererseits bei mir visuelle (d.h. auch räumliche) Assoziationen hervor. Dies, in Kombination mit der spezifischen Eigenschaft des IKO-Lautsprechers, den Klang als ein Raum-Objekt wahrnehmbar zu machen, erlaubt mir, die Elektronik kompositorisch als eine Art (wenn auch selbstreferentieller) Metaebene des Instrumental-Teils zu behandeln: die jeweils spezifische zeitliche Gestalt des Klanges bestimmt zwar die Art der Klangveränderung, ermöglicht aber auch den verschiedenen Zeitspannen der Erscheinung des gleichen Klanges, d.h. dem Klang als reinem Zeit-Phänomen, zuzuhören. Keine Anbetung von Schönheitsidealen des Klanges; keine dramaturgische Absicht.