composedconfusion
composedconfusion
Komponierte Konfusion   „Es geht permanent darum zu schauen, was passiert, wenn“, so Andreas Trobollowitsch. „Was etwa passiert, wenn sich zwei Materialien aneinander reiben?“ Die künstlerische Klangforschung sei wohl die Grundmotivation, aus der heraus sich alles speist. Als Jugendlicher fing Trobollowitsch in der Buckligen Welt in Niederösterreich an, in diversen Bands zu spielen – Tuba, Gitarre, E-Bass, Schlagzeug. Schon in dieser Zeit begann er seine Instrumente zu präparieren. Dass er mit dieser musikalischen Methode in einer bereits langen Tradition stand, lernte er erst während seines Studiums der Musikwissenschaft. Damals gründete er auch gemeinsam mit Johannes Tröndle das Duo Nörz, etwas später Acker Velvet. Eine interessante und sicherlich wegweisende Laborsituation sei das gewesen, erinnert sich der Künstler und Musiker zurück, in der alles Mögliche zum Instrument umfunktioniert wurde.   2011 reichte Andreas Trobollowitsch im Rahmen einer Ausschreibung des Festivals Klangmanifeste das Konzept zu seiner Installation minigit ein, das von den Veranstalterinnen dann auch ausgewählt wurde. Die Klangmanifeste verstehen sich als eine „Hörschau im Grenzbereich von bildender Kunst und aktueller Musik“ und so war Trobollowitsch aufgerufen, der visuellen Umsetzung seines Projektes genauso viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie der akustischen. Im Mittelpunkt von minigit stehen vier an der Wand hängende, akustische Gitarren. Davor rotiert jeweils ein Motor, der gebaut wurde, um die Rotorblätter eines Ventilators in Gang zu halten. Der Künstler ersetzte den Propeller durch Cellobogenhaare. Durch die Drehbewegung versetzen sie die Gitarren-Saiten in Schwingung und erzeugen dabei Klangflächen aus sich permanent verändernden Obertonschichten. „Wie kann ich eine Situtation schaffen, in der das Kompositorische, das Visuelle, das Klangliche und das rein Praktische gleichermaßen funktionieren, darin sehe ich noch immer die spannende Herausforderung“, knüpft Trobollowitsch hier an.   Rückblickend betrachtet löste die Realisierung dieser ersten Installation eine wahre Flut an unterschiedlichen Projekten aus. Viele Ideen materialisierten sich nun, eine nach der anderen. Dabei bildeten sich mehrere Entwicklungslinien heraus, die sich punktuell kreuzten und miteinander verflochten. So ließ Trobollowitsch u.a. Kompressoren Melodika spielen oder Walkmans zeichnen und er ersetzte die an der Wand hängenden Gitarren durch Performer. Letztere Entwicklung gipfelte schließlich im Bau seines Ventorganos. Zehn Motoren für fünf Saiten stehen dem Performer hier zur Verfügung, die alle gleichzeitig gespielt werden können.   In dem Stück composedconfusion greifen einige der bislang entwickelten Techniken nun ineinander. Alle – Gegenstände, InterpretInnen wie auch eine Reihe von Pflanzen – werden von den ihnen ursprünglich zugedachten Aufgaben entbunden, denn sie sollen sich auf gleicher Ebene begegnen können, so der Künstler auf die Frage, um welche Konfusion es sich im Titel dieses Stückes denn eigentlich handle. Dabei werden etwa präparierte Pflanzen zu neuartigen Klanggeneratoren, während herkömmliche Musikinstrumente den Platz stummer Requisiten einnehmen und sich MusikerInnen – den Anweisungen in der Partitur folgend – auf das Ausführen von Bewegungsabläufen konzentrieren, so lange bis die Rollen wieder neu verteilt werden. 
Susanna Niedermayr
Interpret/innen

Komposition: Andreas Trobollowitsch (AT)

Instrumentalist/innen: Marcelo Cardoso Gama (BR) Alexander Kranabetter (AT) Cinthia Mendonça (BR) Matija Schellander (AT) Andreas Trobollowitsch (AT).
Kooperationen

In Kooperation mit SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe.
Gefördert durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union. Andreas Trobollowitsch ist SHAPE Artist 2017.

Termine
Location
Helmut List Halle
Performance
Österreichische Erstaufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2017 | composedconfusion