Der Pianist und sein schwarzes Instrument agieren und fungieren als ein, um es in sprachlicher Nähe zur Planckschen Quantenphysik zu sagen, „idealer schwarzer Körper“: Darauf beruht das Konzept für die Komposition Radiazione di corpo nero von Teresa Carrasco. Diese
„Schwarzkörperstrahlung“ benennt in der Physik ein bestimmtes, ausgesandtes Strahlenspektrum, das unabhängig von allen Hohlraumcharakteristika außer der Temperatur ist. Deswegen irritiert ein reales Objekt innerhalb des Hohlraumes nicht die Strahlungsdichte. Allerdings: Die spektrale Bestrahlungsdichte, der der Körper ausgesetzt ist, muss gleich der spektralen Strahldichte des Strahlungsfeldes sein, in dem er sich befindet. Ein solcher idealisierter Strahlungsabsorber heißt dann nämlich „Schwarzer Körper“. Teresa Carrasco betreibt in und mit ihrem Radiazione di corpo nero alias Schwarzkörperstrahlung aber nicht Physik, sondern Musik.
„Frequenzspektren des Stückes“, schreibt sie, „werden durch die Temperatur, Position, Bewegung des Pianisten und durch das experimentelle Arbeiten mit den multiplen Möglichkeiten des Flügels als Resonanzkörper beeinflusst.“ Und im Hohlraum „Konzerthalle“ werden die Parameter Temperatur, Position und Bewegung des „idealen schwarzen Körpers“, sprich des Pianisten und seines Instrumentes, die räumliche Verteilung und Bewegung des Klanges in Echtzeit in einem Multikanal-System beeinflussen.