Eine historische Persönlichkeit in einer Diagonal Personensendung – das ist selten. Widmen wir uns doch seit drei Jahrzehnten in diesem Sendungsformat eher Zeitgenossen und -innen, die zwar schon „entdeckt“ sind, aber in dieser Ausführlichkeit noch nirgends vorgestellt wurden. In satten zwei Stunden sorgfältig gestalteter Sendezeit kann man eine Persönlichkeit schon von einigen Seiten beleuchten – wenn auch längst nicht von allen. Erzherzog Ludwig Salvator war uns in unserem Zeitgenoss/innen-Anspruch eine Ausnahme wert. Abgesehen davon, dass man mit ihm einen aufgeweckten Forscher, Reisenden, Künstler, Übersetzer, Pazifisten, Genussmenschen und Widerspenstigen kennenlernen kann, interessiert uns heute besonders seine Vorstellung vom Mittelmeer als ein gemeinsamer Kulturraum. Für Ludwig Salvator war Afrika genauso interessant, studierens- und bestaunenswert wie Europa, für ihn gab es kein „die da drüben“ und „wir hier herüben“. Eine Sicht der Dinge, wie sie uns jetzt gut anstehen würde. Vielleicht bräuchte es ja mehr Zeitgenossen und -innen mit dem Format des so neugierigen wie aufgeschlossenen Erzherzogs.
1 Von A wie Alboran bis Z wie Zypern
Eine enzyklopädische Forschungs- und Publikationstätigkeit: Ein Besuch beim Rechtsanwalt Wolfgang Löhnert, Gründer der der Ludwig-Salvator-Stiftung und Sammler. Barbara Zeithammer hebt Schätze von einigen Kilogramm. (10’ 17”)
2 Der ungekrönte König von Mallorca
Michael Neuhauser war auf der Insel, von der dem Erzherzog ein schönes Stück gehört hat, inklusive Weingärten und Küste. Wie denkt man dort heute über ihn – dient er zum Tourismus-Marketing? (14’ 21”)
3 Ein Seefahrer wie aus dem Märchen
Erich Klein untersucht, wie Ludwig Salvator die Literatur beeinflusst hat, von Jules Vernes bis Ginka Steinwachs (8’ 10”)
4 Proto-Hippie oder seriöser Chronist?
Beides! sagt der Schweizer Künstler Marcus Maeder – einer der Künstler der musikprotokoll Klangkunstausstellung „NIXE“ –, den Elke Tschaikner im kroatischen Bakar besucht hat. (9’ 29”)
5 Habsburgs Sorgenkinder
Erzherzog Ludwig Salvator war nicht das einzige Enfant terrible in der jahrhundertelangen Geschichte der imperialen Familie. Peter Lachnit über eine manische Kaiserin, nackte Erzherzöge und eine rote Erzherzogin. (9’ 21”)
6 Der Erbe des Erzherzogs
Michael Neuhauser trifft den Arzt Dr. José Maria Sevilla Marcos. Er ist heutiger Besitzer des gotischen Klosters Miramar aus Salvators Besitz – und Salvator-Forscher mit eigener Theorie zur Erklärung von dessen Charakter. (7’ 49”)
7 Wie die Bäume klingen
Auch das hat der Erzherzog erforscht und in einer Publikation festgehalten: „Lieder der Bäume“ heißt das schmale Bändchen, das Ludwig Salvator auf seinem Anwesen in Ägypten verfasst hat. Ohne diese Texte gekannt zu haben, hat der österreichische Komponist Peter Ablinger – einer der Künstler der musikprotokoll Klangkunstausstellung „NIXE“ – über lange Zeit das Rauschen der Bäume untersucht und dann in Seitelschlag bei Ulrichsberg, OÖ, ein „Arboretum“ als „Landschaftsoper“ angelegt: nach akustischen Kriterien gepflanzte Bäume. Christian Scheib war mit dem Mikrofon dort. (10’ 52”)