Instrumentarium arbeitet mit einem Set-up, das an die Situation von Studioproduktionen erinnert: Zwei Musiker agieren in zwei getrennten Räumen. Boris Hegenbart sitzt mit Elektronik und Mischpult inmitten des Publikums vor einer leeren Bühne, auf der nur eine Videoleinwand und eine Lautsprecheranlage stehen, während sein Duo-Partner sich in einem anderen Raum befindet. Mehrkanalige Tonsignale und schwarzweiße Videobilder des „abwesenden“ Künstlers werden in den Konzertsaal übertragen. Mit dem Klangmaterial kreiert Hegenbart live neue Kompositionen und Versionen. Gleichzeitig kann das Publikum auf der Leinwand den Instrumentalisten beobachten. Diese für ein Konzert unübliche Situation erlaubt Boris Hegenbart extremste Veränderung am Klang und eine Loslösung von klassischen Formen der Live-Performance.
Boris Hegenbart: „Die Liebe zum Dub begann für mich als junger Teenager mit der Schallplatte Blackboard Jungle Dub des Produzenten Lee Scratch Perry. Nachdem ich zuvor viel experimentelle, ernste und elektronische Musik gehört hatte, entdeckte ich den Dub für mich. Die Direktheit vom Sound, die völlig reduzierten Arrangements, die vielschichtigen Sound-Effekte, die harten Schnitte, Eingriffe und Brüche, extreme Filterungen und die Körperlichkeit der Subbässe begeisterten mich. Wie im Dub mit den einfachsten Mitteln gearbeitet wird, ist immer wieder eine große Inspiration für mich bei der Arbeit mit elektroakustischer Musik. Mit der Arbeit Instrumentarium verbinden sich nun für mich verschiedene musikalische Welten, wie die des Dubs, der zeitgenössischen elektroakustischen und der Neuen Musik, zu etwas sehr kraftvollem Neuen.“
INSTRUMENTARIUM – Release
Seit 2004 haben Künstler aus unterschiedlichen musikalischen Bereichen wie Improvisation, Song-Writing und Elektronika-Aufnahmen für Boris Hegenbart eingespielt. Die Instrumentalisten waren aufgefordert, über Kopfhörer einen Track der CD SMIP* zu hören und dazu simultan neue Spuren im Overdubverfahren aufzunehmen. Für die Einspielung sollte eine möglichst vielfältige Mikrofonierung verwendet werden. Anschließend hat Hegenbart das jeweilige Ausgangsmaterial und die Aufnahmen seiner Gäste seinerseits bearbeitet. Es entstanden 18 dichte Instrumentals: Konzeptuelle Dub-Musik, die den Sound und die Techniken der Dub-Musik benutzt, aber ein besonders aufmerksames Hören für das Detail verlangt.
* SMIP, die zweite TAU Veröffentlichung von Boris Hegenbart. Grundmaterial sind 13 Interviews, in denen die Interviewpartner einen persönlichen Gegenstand beschreiben, der ein Geräusch erzeugt, zu dem es einen emotionalen Bezug gibt.
Doppel-Vinyl auf Staubgold / GODrec, CD auf MonotypeRecords, Digital auf Staubgold.