35 Blasinstrumente. 35 Musikerinnen und Musiker. 35 Tempi. Zwei Künstler. Ein Projekt.
Der Künstler Constantin Luser und der Komponist Peter Jakober realisieren gemeinsam ein erstaunliches Kunstprojekt: Die „Molekularorgel" – das aus 35 Blasinstrumenten bestehende Kunstwerk ist ein Auftragswerk der BIG Art (BIG-Bundesimmobiliengesellschaft). Musikerinnen und Musiker der Kunstuniversität Graz sowie der Grazer BläserVielharmoniE bespielen die Röhrenskulptur mit der ORF musikprotokoll Auftragskomposition Puls 4 für35 Röhren von Peter Jakober.
Im Interview erzählen die Künstler von diesem außergewöhnlichen Projekt:
Wie nähert sich das Kunstprojekt dem Themenkreis Chemie?
Constantin Luser: Ursprünglich war für die Orgel ein Sechseck als Metapher für das in der Chemie allgegenwärtige Kohlenstoff-Molekül vorgesehen – im Entwicklungsprozess kam dann ein Eck dazu, um den sieben Tönen einer Oktave zu entsprechen. Die Molekularorgel zitiert eine laborähnliche Versuchsanlage, die Forschung verlagert sich jedoch in den musikalischen Bereich, in einen „Tönchenbeschleuniger" – sozusagen.
Welche Herausforderungen gab es, bis das Instrument bespielbar wurde?
Peter Jakober: Puh..(lacht)....viele...die Tempi, die Beschaffenheit der Skulptur, die Instrumentation, die technische Realisierbarkeit. Die spielenden MusikerInnen blicken durch die Form der Orgel in verschiedene Himmelsrichtungen und können deshalb den/die DirigentIn nicht sehen. Die Lösung waren blinkende LED Leuchten als Metronom für die einzelnen SpielerInnen, denen so auch verschiedene Tempi zugespielt werden können. Genau diese Arbeit mit mehreren Tempi beschäftigt mich schon seit langem.
Constantin Luser: Peter Jakober hat sehr geholfen, die Tonlage der Skulptur zu verwirklichen. Durch seine analytische Vorgehensweise ist er genau der Richtige, um der Orgel eine Urkomposition einzuschreiben.
Was ist für Sie das Spannendste an der Molekularorgel?
Peter Jakober: Für mich ist das Bild, 35 MusikerInnen an dieser Skulptur spielen zu sehen, besonders stark. Einerseits ist da die strenge Struktur der Orgel mit der genauen Vorgabe der Temposchichten, andererseits der ausführende Mensch, der diese Skulptur zum Klingen bringen muss und eigentlich gar nie exakt im Takt sein kann. Dieser Gegensatz macht die Klänge erst lebendig, spannend und faszinierend.
Das Interview führte Theresa Steininger.