In der Stille fügt sich die Erinnerung an das Gehörte in ein Bild...
In meiner Soloarbeit beschäftige ich mich mit den Möglichkeiten der Improvisation innerhalb einer exakten Form. Dabei nimmt eine präzise Choreographie einen wichtigen Platz ein. Bewegungsabläufe am Instrument, die aus der Improvisation entstehen, werden nach Transkription fixiert, manchmal jedoch während der Performance in spontanen Improvisationen modifiziert oder durch neues Material ersetzt.
Als Hörer hatte ich immer Lieblingssekunden in Stücken aller möglicher Genres. Kurze Ausschnitte, die ich immer und immer wieder gespielt oder gehört habe, unterbrochen von Stille. Ich wollte die Musik ausserhalb des Zeitflusses in Ruhe betrachten können, wie ein Bild. Ein kurzer Abschnitt mit musikalischem Inhalt. Dann Stille. In der Stille fügt sich die Erinnerung an das Gehörte in ein Bild, in dem alle Elemente gleichzeitig da sind, aber nicht zeitlich, sondern räumlich verteilt. Durch die Wiederholung eines Abschnittes zu einem späteren Zeitpunkt wird das Bild der Erinnerung immer wieder mit dem Original verglichen und tritt mit ihm in ein Spannungsverhältnis.
Technisch gesehen, handelt es sich um ein Arrangement am Computer, das, abgesehen von bereits aufgenommenen Samples, Leerstellen beinhaltet, die während der Performance „befüllt" werden. Am Schlagzeug sind Mikrophone montiert, die das musikalische Material auffangen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird es am Computer in bearbeiteter oder unbearbeiteter Form wieder abgespielt, über Lautsprecher oder Transducer (Körperschallüberträger), die diese Sounds direkt auf mein Schlagzeug projizieren. Ich nehme instrumental auf das wiederauftauchende Material Bezug. So trete ich in meinem Spiel immer wieder aufs neue in Relation zu dem selbst gespielten und dem gerade neu Entstehenden.