Konzert für Cembalo und Ensemble in Es-Dur
Konzert für Cembalo und Ensemble in Es-Dur

Der Cembalist überzeugte in seinen solistischen Exkursen durch höchst entwickelten rhythmi­schen Sinn und unerschütterliche Motorik, die er mit Sentiment zu paaren weiß. Er zeigt sich als spielfreudiger Gentleman, mit weitem Atem und filigraner Kontrapunktik gelingt es ihm, voller Intensität und Intimität zu tastieren. Sein das Werk entscheidend prägende Spiel platzt förmlich vor Temperament und sinnlicher Klang­fantasie. Als Meditation über die Dreifaltigkeit gelesen und den Regeln der klassischen Rhetorik gehorchend, gleicht es einer Gerichts­rede nach dem Vorbild Ciceros und Quintilians. Von der Leidenschaft des klangstarken Instru­ments aus der Werkstatt von Titus Crijnen, der sich auf Repliken berühmter Meisterinstrumente aus der Blütezeit des Cembalos spezialisiert hat - in diesem Falle handelt es sich um einen Nachbau eines Instrumentes des Antwerpener Cembalobauers Hans Ruckers II aus dem Jahre 1624 - lässt sich der Zuhörer jedenfalls gerne mitreißen. Der charakteristische, satte Klang dieses Cembalos kommt besonders gut im hochvirtuosen schnellen Satz zur Geltung, wo er furios, ja, beinahe orgelartig anbrandet - mit einem gewaltigen Bassfundament, das man einem Cembalo so eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Wirkungsvollst kontrastiert das Spiel des hervorragenden Virtuosen dazu im lang­samen zweiten Satz. Wie er, engelsgleich, die Melodie über dem Ensemble im Adagio zum Singen bringt, lässt die Mechanik des Instruments vergessen. Die Echtheit des Cembalos und die Konstruktion wurden manchmal ange­zweifelt. Zu Recht fragt der große Liebhaber und Schriftsteller Maarten 't Hart: „Doch was hätte solche meisterhafte Musik zum Klingen bringen können?" und verweist auf die Zitate aus der Kantate Wir müssen durch viel Trübsal, die in den beiden Sätzen des Cembalokonzerts mutmaßlich verarbeitet werden.

Matthias Kranebitter
Audiodoku
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Konzert für Cembalo und Ensemble in Es-Dur by Matthias Kranbitter © ORF musikprotokoll
Interpret/innen

Matthias Kranebitter (*1980, A), Electronics/Komposition Lautsprecherskulptur
Edo Micic, Dirigent
Peter Ablinger, Leitung Klangwege 2010
Ensemble für Neue Musik (A) & Studierende der Kunstuniversität Graz
Zinajda Kodric, Flöte
Matej Bunderla, Saxophon
Christakis Meitanis, Trompete
Christian Godetz, Posaune
Tomi Dosen, Schlagzeug
Michael Drenik, Schlagzeug
Maija Karklina, Klavier
Georgia Privitera, 1 Violine
Margaret Howard, 2 Violine
Karolina Twardzik, Viola
Aliona Kalechyts, Viola
Lana Berakovic, Violoncello
Myriam Garcia, Violoncello
Trad Hasbun, Kontrabass
Pablo Juan, Kontrabass

Kooperationen

Eine Kooperation zwischen Kunstuniversität Graz / Institut 1 und musikprotokoll im Rahmen der Reihe Klangwege 2010.

Termine
Location
Helmut List Halle
Konzert
Uraufführung
Dieses Werk gehört zu dem Projekt:
musikprotokoll 2010 | Klangwege 2010