Make a baby
Make a baby

Das „Gemeinschaftsexperiment“ Lucky Dragons startete vor acht Jahren in San Francisco als „Band“ von Luke Fischbeck (1978) und Sarah Anderson aka Sarah Rara, die sich an der Brown University kennengelernt hatten, wo er Musik und sie Vergleichende Literaturwissenschaft studierte. Der ästhetische Ansatz des Duos gründet darauf, das Konzept „Band“ neu zu definieren, indem auch Kontexte wie Kunst im öffentlichen Raum, das Galeriesystem, Museumsprogramme, Blogs und unabhängige Verlage integriert und die üblichen Machtstrukturen musikalischer Präsentation und Kreation durch Workshop-Performances unterlaufen werden. Darüber hinaus werden alle Produktionen unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht.

Einiges Aufsehen erregte der Vertriebsweg, den die Lucky Dragons für ihr Album Hawks and Sparrows (2003) wählten: Es wurde nämlich über „reverse shoplifting“, eine Art von umgekehrtem Ladendiebstahl, weltweit in Plattengeschäfte eingeschmuggelt. Das Album selbst enthält ausschließlich Field Recordings von Antikriegsdemonstrationen, die 2003 in den USA stattfanden. Die Verpackung war ebenfalls ziemlich ungewöhnlich: In die CD-Hüllen waren zeitig blühende Frühlingsblumen eingepresst. Das Album steht auf der Hawks and Sparrows-Website in einer digitalen Version als freier Download zur Verfügung – nicht anders als die bislang 19 Alben, die das Duo jeweils unter einer Creative-Commons- Lizenz herausgebracht hat und die zum Teil auf kleineren Labels wie 555 Recordings, Ultra Eczema oder Marriage Records erschienen sind. (Der Track Heartbreaker aus dem Jahr 2004 schaffte es sogar auf eine Compilation von Warp Records.)

Die Konzert-als-Workshop-Happenings der Lucky Dragons haben sowohl in der Kunst- als auch in der Musikszene großes Interesse erweckt. Mit einem einfachen Set-up, das Laptop, selbstgebasteltes Equipment und Folk-Instrumentarium umfasst, animieren sie – oft mit anderen Mitwirkenden – das Publikum dazu, sich auf unkonventionelle Formen der Partizipation einzulassen. So beschwört Complement Song (2006) die Menschen im Publikum, einander zu ergänzen, während Make a Baby zu Körperkontakt ermuntert. Lucky Dragons sind auch an dem von Dublab/Creative Commons initiierten und unter CC lizenzierten Kunst- und Musikprojekt Into Infinity beteiligt, das die unendlichen Möglichkeiten kreativer Wiederverwertung thematisiert.

Lucky Dragon (Daigo Fukuryu¯ Maru) war der Name eines japanischen Fischerbootes, dessen Besatzung 1954 unfreiwillig in das Umfeld der Kernwaffentests auf dem Bikini-Atoll geriet und dem radioaktiven Niederschlag ausgesetzt war.

Lucky Dragons (Übersetzung: Friederike Kulcsar)
Interpret/innen

Lucky Dragons (US)

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Dom im Berg
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musikprotokoll 2009 | Make a baby