Jacob Kirkegaard hat in sich hineingehorcht und aus den Klängen, die vom Ohr selbst erzeugt werden, ein neues Werk geschaffen: Leicht überspitzt ausgedrückt, kann das Publikum bei der interaktiven Soundperformance Labyrinthitis dem Künstler und sich selbst beim Hören zuhören.
Labyrinthitis basiert auf einem Prinzip, das sowohl in der Medizin als auch in der musikalischen Praxis angewandt wird: Gelangen zwei Töne, deren Frequenzen in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, in das Ohr, so entsteht durch Vibrationen im Innenohr eine dritte Frequenz. Dieser vom Ohr selbst erzeugte Ton ist ein sogenanntes „Distortionsprodukt otoakustischer Emissionen“ (DPOAE) und wird in der Musikwissenschaft als Tartini-Ton bezeichnet.
Kirkegaard hat die Töne aus seinen Ohren zu einer Komposition arrangiert, die in den Ohren der damit konfrontierten Hörer und Hörerinnen weitere Verzerrungseffekte hervorruft. Zu Beginn kann jeder neue Ton nur „intersubjektiv“ – also prinzipiell im Kopf jeder Person im Publikum – wahrgenommen werden. Kirkegaard reproduziert diesen Ton und fügt ihn „objektiv“ in seine Komposition. Kombiniert er ihn erneut mit einer entsprechenden Frequenz, entsteht ein weiterer Tartini-Ton ... Schritt für Schritt bildet sich so ein Muster absteigender Töne heraus. Die Spiralform dieser tonalen Struktur spiegelt das Klangspektrum der menschlichen Gehörschnecke wider.