Ich habe Emil Breisach Ende der 50er Jahre kennen gelernt und später mit ihm - dem Mitbegründer des steirischen herbst und Chef des Grazer Rundfunks - bezüglich vieler Konzerte kontinuierlich zusammengearbeitet. Auf einer sehr bald sich ergebenden Vertrauensbasis ist mit der Zeit eine Freundschaft entstanden, ohne viele Worte, ohne die Euphorik des Freundschaftskults früherer Zeiten, aber aus der Gewissheit einer inneren Verbundenheit. Ich wusste um seine schriftstellerische Tätigkeit, kannte aber nichts von ihm. 2005 hat er mir zwei Gedichtbände geschickt: Klangstaub und Aderngeflecht. Ich war sehr getroffen von der Thematik der Gedichte, dem Hintergrund an existenziellen Fragen, die uns alle betreffen: Zeit, Vergänglichkeit, Tod, ein schwankender Boden zwischenmenschlicher Beziehungen und die dahinter stehende Einsamkeit, die bedrohliche Leere für den Einzelnen. Und ich war auch fasziniert von der wortkargen, knappen Sprache ohne Pathos und Originalitätssucht.
Die Lektüre löste in mir sofort klangliche Vorstellungen aus, die mich bedrückend bis in meine Träume verfolgten. Und so entstand 2006 ein Zyklus von vierzehn Gedichten für Bariton und Orchester, den ich - wie einen der Bände - Aderngeflecht nannte.
Er bildet eine Einheit, die Gedichte gehen meist nahtlos ineinander über. Die Diktion der Singstimme orientiert sich -wie in allen meinen Vokalwerken - vorzüglich am Tonfall der Sprache; ich denke, die intendierte Einheit von Sprache und Musik ist mir gelungen. Die Auseinandersetzung mit Existenziellem, das Bedürfnis nach Unmittelbarkeit der Aussage, die Formulierung fern von allen modischen Trends und Erwartungen oder gar Geboten in stilistischer Richtung lässt vielleicht erahnen, dass wir beide letztlich auch noch Wurzeln in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts haben, die wir nicht verleugnen können und wollen. Über kompositionstechnische Details ist es mir nicht wichtig etwas zu sagen. Nur soviel: Eine bevorzugte bestimmte Intervallfolge durchzieht auf verschiedenste Weise das Stück und bestimmt Melodik und Harmonik, die für mich immer ein Ganzes darstellen. Ich habe mein Leben lang, wenn sich mir – auch im Zusammenhang mit Musik – visuelle Eindrücke aufgedrängt haben, zum Pinsel gegriffen, - so auch beim Komponieren des letzten Gedichts So es nun endet und es ist ein großes Bild mit dem Titel Ende entstanden.