Olga Neuwirths neues Werk ist eine Art Raumkomposition, deren dramaturgisches Gesamtkonzept auf dem beständigen Wechsel zwischen Musik, Bild und Sprache beruht. In die musikalischen Zeitblöcke sind Textpassagen einmontiert, die auf Geschichten von Paul Auster zurückgehen, Video- und Raumgestaltung werden von der Pariser Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster realisiert.
Aus dem Jahre 1995 stammt eine Sammlung von fünfzehn Prosastücken, die Paul Auster unter dem Titel The Red Notebook publiziert hat. Immer wieder wird darin das Phänomen des Zufalls umkreist. Unvermittelt und unerwartet zieht er seine unberechenbare Bahn durch unsere Lebenswelt. Alles dreht sich um die Unmöglichkeit vollständig vorhergeplanter persönlicher Biographie. Einige solcher Passagen der unvermuteten und plötzlichen Wendung löst Olga Neuwirth aus dem Roten Notizbuch heraus, um sie in ein dramaturgisches Konzept zu integrieren, das zwischen akustischen, optischen und sprachlichen Ereigniswelten changiert. Fragmente aus From Hand to Mouth verweisen auf Überlebensstrategien und die Identitätsfindung des Künstlers in einer durch Unvorhersehbarkeiten strukturierten, kalten Welt. Einer von Paul Auster verfassten Anleitung zu einem absurd-skurrilen Kartenspiel, action baseball, hat der Autor ebenfalls seine Stimme verliehen. Ein weiteres Herzstück der Komposition bildet ein kleiner Song-Zyklus unter dem Titel no more secrets, no more lies nach Texten von Andrew Patner und Georgette Dee. Die drei Songs werden von Georgette Dee interpretiert.
Die dem gesamten Projekt zugrunde liegende Verschränkung verschiedener Medien erschließt vielschichtige Ebenen innerer psychologischer und äußerer Räume, wie sie sich in der Vorstellungswelt der ProtagonistInnen der Erzählung manifestieren. Diese Räume werden in größtmöglicher Transparenz dargestellt, ihre Grenzen zugleich spielerisch überschritten. Olga Neuwirth arbeitet, um ihr Raumkonzept so plastisch wie möglich auszuformen, mit der Videokünstlerin Dominique Gonzales-Foerster zusammen. Die Visualisierung ist von der Intention geleitet, mit Bildern erlebbar zu machen, wie Wahrnehmung und Erinnerung, Erwartung und Einbildung - herausführend aus der Normalität alltagsweltlicher Erfahrung - sich miteinander verschränken.