Phill Niblock: Klangfarbe als Ort in der Zeitlosigkeit.
Bei Phill Niblocks Musik werden wir mit einer Art Sinnestäuschung konfrontiert. Scheinbar statische Wolken aus dichtem harmonischen Material erweisen sich als gar nicht so statisch. Man hat den Eindruck, dass sich die Musik räumlich in der Zeit verändert. Wie ist dies möglich? Die Antwort liegt in Niblocks Gebrauch der Zeit. Das Zeiterleben ist sehr langsam und kontinuierlich in seiner Musik. Es gibt keine abrupten, diskontinuierlichen musikalische Ereignisse die den Zeitfluss stören würden. Die Zeit ist aufgehoben - es geht jedoch nicht um Stillstand. Niblock erreicht seinen Klangfarbenreichtum durch das Kombinieren von vielen Teilen, welche in einem dichten harmonischen Gefüge zueinander stehen. Alle Teile liegen innerhalb eines kurzen Intervalls, nicht grösser als eine kleine Sekund, das dann durch Tonhöhenverschiebungen von nur ein paar Cent verstimmt wird. Wenn alle diese verschiedenen Teile kombiniert werden, dann entstehen Patterns, die zu Überlagerungen zwischen den dichten Klangblöcken führen. Es bilden sich Mikrorythmen mit der Kontinuität gehaltener Töne. Durch die entstehenden Kombinationstöne nimmt man komplexe, wallende Klangfarbenfusionen wahr, die neue Klangstrukturen bilden,welche ihre räumliche Charakteristik scheinbar verändern. Wenn man kontinuierlich die mikrotonalen Parameter des Inneren des Klanges variiert, wie die Frequenz, Intensität und Klangfarbe, so verändert man auch die Gestalt des Klanges. Dies lässt uns dann die Veränderung der makroformalen räumlichen Charakteristiken des Klanges mitverfolgen.