Was wir nicht schon alles ausprobiert haben: Mit und ohne Signatur oder Etikette - Fake oder Copy; vor und hinter dem Mainstream - Fast Forward oder Rewind. Statt Kunstobjekte in einem Raum, der zum Rahmen wird, dann keine Kunstobjekte in einem Raum, der zum Objekt erstaunter Begierde wird, und das alles: for sale - die Kunst, die Haltung, die Haltung zur Kunst? Und nachdem die Kunst ersetzt war durch den Verweis auf ihre Abwesenheit, aber immerhin noch im Kunstraum, übernahm die Inszenierung ihr semitheatralisches Kommando: Die Partycouch und der DJ als therapieresistentes Kunstmobiliar der frühen 90er Jahre, die Künstlerin als situationistische Hohepriesterin der frei improvisierten Gesangslinie direkt am Groove von Kunstleben und Lebenskunst.
Alles ausprobiert und Matta Wagnest war nicht eine von denen, die eingeladen war. Matta Wagnest hat dazu eingeladen. Zuletzt dann wieder in eine Galerie mit orange-irrlichternden Portraits an den Wänden, aber letzlich doch nicht in die Galerie, sondern in ein in die Galerie hineingebautes, ebenfalls oranges Glashaus, seltsamer Zwitter aus Psychedelik und Bauhaus.
Und jetzt als Künstlerin in die Rolle der songsingenden Diva, in eine Plüschbar, die keine ist, und mit Musikern, die keine Barmusiker sind. Die Musiker - alle vier Fixsterne am zeitgenössischen Improvisationshimmel - könnten, wenn man pars pro toto einen Blick auf die künstlerische Biographie des Pianisten Steve Beresford wirft, jedes erwünschte Verwandlungsspiel mitmachen, vorgebliche Identitäten auflösen und musikalisch wieder zusammensetzen, ganz nach Belieben. Aber darum geht es diesmal gerade nicht, es ist nämlich alles ganz einfach, fast, man spielt Cole Porter Songs, gemeinsam. Die behandschuhte Diva im falschen Club mit den doppelt richtigen Musikern: Vielleicht gibt es ja doch ein falsches Leben im Wahren, oder so, die Cole Porter Songs als das Eigentliche im Uneigentlichen. Oder vice versa, es ist alles ganz einfach diesmal, fast.
Fake? Copy? For Sale? Cole Porter.