Jahr lang ins Ungewisse
Jahr lang ins Ungewisse hinab für Kammerorchester (1995/96)

Das Werk ist eine Auftragskomposition zum 15ojährigen Bestehen der österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Titel, Hyperions Schicksalslied von Friedrich Hölderlin entnommen, steht in assoziativer Verbindung zu Cerhas Komposition.

Besonders Hölderlins berühmte Charakterisierung der Menschen ,,... doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhen ... wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen ... Jahr lang ins Ungewisse hinab" kann als Grundlage für die Gesamtanlage des Werkes angesehen werden. Dessen Struktur beschreibt die Auflösung ei­ner in sich stimmigen Welt,  die von einer wellenartigen sich ständig stei­gernden Bewegung fortgetragen wird, bis alles in einem kontinuierlichen Fließen, einem statischen Block gleichmäßiger Sechzehntel-Bewegung zur Ruhe kommt.

 

Für die Komposition der Wellenbewegung entwarf Cerha den Tonvorrat für 74 Wellen, wobei sich von Welle zu Welle immer nur ein be­stimmter Anteil der Tonhöhen ändert. Die Zahl der Töne steigt von der er­sten bis zur 49. Welle in Form einer parabolischen Kurve von s auf 27 Tonhöhen und sinkt bis zur 74. Welle wieder auf 20 ab. Die obere Hüllkurve steigt kontinuierlich, die untere zunächst langsam, gegen Ende immer schneller. Der zeitliche Abstand zwi­schen den Wellen verringert sich all­ mählich von 5.5 auf 1.5 Takte.

Während anfangs Einzeltöne vorherrschen, entstehen allmählich immer größere Gruppen von bis zu 26 Tönen. Erst zum Schluss werden die Gruppen wieder kleiner. Die zu Anfang deutlich erkennbaren Wellentäler sind dann sehr flach und kurz, einzelne Wellen kaum noch wahrzunehmen.

Die musikalische Analyse der Partitur zeigt in den melodischen Linien Krebsverhältnisse zwischen aufeinanderfolgenden WellenDie Wellenbewegung selbst wird durch proportional notierte Massenstrukturen ohne erkennbare metrische Schwerpunkte erzeugt.

Friedrich Cerha
Interpret/innen

Sopran: Julie Moffat
Dirigent: Friedrich Cerha
Kl
angforum Wien

Termine
Location
Grazer Congress – Stefaniensaal
Konzert