Die Idee zu „Navigations for Strings" kam mir 1980, als ich auf einem Berggipfel in Colorado ionosphärische Klänge aufnahm. Als ich mir die Auf nahmen anhörte, bemerkte ich hohe Töne, die in unnatürlicher Regelmäßigkeit wiederkehrten. Ich erfuhr später, dass es sich dabei um Signale des Omega Navigator Systems handelte, die zur Positionierung und Überwachung von Flugzeugen und Schiffen auf der ganzen Welt verwendet werden. Ich war von den natürlichen ionosphärischen Tönen hingerissen, von den unaufhörlich menschlichen Tönen des Omega Netzwerkes jedoch ziemlich irritiert. Weder Filterung noch Bearbeitung konnten sie eliminieren.
Über Jahre hinweg haben mich diese Töne „verfolgt". Oft bemerkte ich, dass ich sie während meiner täglichen Arbeit einfach so dahinsummte oder pfiff. Mit der Zeit habe ich sie in eine Melodie aus vier Noten komprimiert, die aus zwei fallenden Ganztonintervallen (h, a, b, as) bestand, also eine kleine Terz umfassten. Oft dachte ich daran, sie in einem musikalischen Werk zu verwenden.
Als ich dann mit diesem Quartett beauftragt wurde, beschloss ich, diese freundlichen, aber unnachgiebigen musikalischen Geister zur Ruhe zu legen. Ich würde die Omega-Töne verschwinden lassen. Eine Möglichkeit war, die Terz langsam in einen einzigen Ton zu zwingen. Mittels eines einfachen Zahlensystems schrieb ich aus den originalen vier Tönen einen langen Fluss von kontinuierlich wechselnden melodischen und instrumentalen Kombinationen. Indem sich die Musiker durch diese Kombinationen bewegen, heben und senken sie die Tonhöhe in unmerklich kleinen Dosen, von denen einige für das menschliche Ohr gar nicht wahrnehmbar sind. Während die Intervalle kleiner werden, verringert der Spieler stufenweise die Dynamik und verlangsamt das Tempo - somit erlaubt er den Tönen, sich wie Schatten zu dehnen und in die Umgebung des Raums einzutauchen. Während des gesamten Werkes sind Schwebungen zu hören, deren Häufigkeit vom Abstand der Tonhöhen zueinander bestimmt wird. Beginnend mit 14, 13 und 12 Schwebungen pro Sekunde - ein Rhythmus, der den lntervallverhältnissen der ursprünglichen Töne entspricht - nehmen die Schwebungen langsam ab, bis vollkommener Gleichklang erreicht ist. Bei reinen Intervallen können die Spieler ihre Stimmung überprüfen, indem sie auf die Anzahl der Schwebungen zwischen den benachbarten Tönen hören.