Dieses Werk wurde vom fünften Akyoshidai International Contemporary Music Seminar & Festival in Auftrag gegeben. Es entstand im Sommer und Herbst 1992 und war konzipiert für das Klaviertrio von Armand Angster (Klarinette), Michael Bach (Cello) und Bernhard Warnbach (Klavier). Diese drei Musiker führten während des Sommerkurses in Darmstadt 1992 das Allegro Sestenuto von Helmut Lachenmann auf.
Meine Musik ist sehr stark von der japanischen Noh-Musik beeinflusst. Ich beabsichtige, den Titel Vertical Time Study (,,vertikale Zeit-Studie") einer ganzen Reihe von Studien zu geben, in denen ich versuche, die vertikale Anordnung von Zeit in der Noh-Musik in meine Art von Musik zu transformieren: die diskontinuierlich angeordneten vertikalen Zeitabschnitte in eine horizontale und kontinuierliche Zeitachse zu verlegen. Der Spannungsmoment, wenn das horizontale und das vertikale Zeitmaß sich überschneiden, schafft deutliche Risse im Zeitmaß und Brechungen im Raum. Mein Anliegen ist, die Polysemie und Komplexität dieser flüchtigen Klänge zu evozieren und deren Tiefe auszuloten.
Einzelne Töne haben die Form von Pinselstrichen der orientalischen Kalligraphie; diese Pinselstriche werden unter Berücksichtigung der leeren Flächen dahinter gezogen. ln derselben Art habe ich meine Musik im Hinblick auf den Raum, in dem sie widerhallt (die freien Flächen der Kalligraphie), konzipiert.