Psalm 151
Psalm 151 (in memoriam Frank Zappa) 1993

Dieser Psalm ist ein Protest, kein Lobgesang.

Sieben zweistimmige Strophen, fünf Refrains im Rundgang.

Ein Protest, kein Lobgesang.

Die Nummer 151.

In memoriam Frank Zappa.

 

Alle meine Stücke würde ich eigentlich als „rituelle" bezeichnen, weil das Rituelle die ursprünglichste Form ist, in der Gestik und Klang in absoluter Einheit erscheinen. Im Psalm 151 werden die Instrumente  - sieben Röhrenglocken, zwei Klangplatten und zwei Buckelgongs - in einem Kreis aufgestellt, in der Mitte eine Große Trommel. Der Schlagzeuger macht jedes Mal, wenn er eine Strophe auf der Großen Trommel gespielt hat, bei dem Refrain eine Runde, und zwar immer in derselben Reihenfolge: Röhrenglocken, Plattenglocken, Gongs. Anschließend  kommt er wieder zurück, spielt eine Strophe und wieder einen Refrain. Dieseständige Kreisen zwischen den Instrumenten erzeugt eine rituelle Handlung, in der jede Geste, jeder Schlegel eine spezielle Funktion bekommt. Die besondere Art, wie die Glocken, Platten und der Gong behandelt werden - einerseits gesungen (weil sie eine konkrete Tonhöhe haben), andererseits genauso geschlagen, wie Tiere oder Menschen geschlagen werden - war mir sehr wichtig. Selbst  das  Fell der Großen Trommel kann man als menschliche  Haut betrachten, die man streicheln, ankratzen, schlagen kann. Diese sensuelle Art des Stückes ist das, was hier eine sehr spezielle  theatralische und rituel­le Form darstellt.

Die 150 Psalmen der Bibel sind alle Lobgesänge. Im Zusammenhang mit dem frühen, sinnlosen Tod von Zappa kann man Gott wirklich nicht loben, nur protestieren. Weil es in den 150 Psalmen keine Spur von Protest gibt, deswegen ist dieser: der 151. Das ist der, der nicht in der Bibel steht.

Peter Eötvös
Interpret/innen

Schlagzeug: Mircea Ardeleanu

Termine
Location
Grazer Congress – Saal Steiermark
Konzert
Österreichische Erstaufführung
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