„Notturno" (Musik für Julia) wurde 1966 begonnen und nach mehreren Unterbrechungen Ende 1968 beendet.
Im Gegensatz zur traditionellen Praxis wird hier das Orchester vom Solo „begleitet", allerdings nicht im untergeordneten, sondern im ganz souveränen Sinne: der Solist bereitet vor, gleicht aus, modifiziert und rückt das Ganze immer wieder in eine andere Perspektive und wirkt so als Schlüsselfigur. Man könnte seinen Part als eine dem Orchester simultan zugeordnete Kadenz bezeichnen.
Das Stück bildet in meinem Schaffen einen Sonderfall, weil sich in ihm - das hängt mit der Arbeitsunterbrechung zusammen - zwei unterschiedliche Ästhetiken treffen: eine ältere, welche den Klang als Resultat und Ausdruck abstrakter Ordnungsvorstellungen versteht, und eine jüngere, in welcher jede Ordnung einer möglichst konkreten und unmittelbaren Klang-Realistik dienen soll. Zwischen beiden zu vermitteln, ist eine weitere Funktion des Solo-Parts.