„Miroirs-Spiegelungen" für 16 Klaviere stellt ein endloses Mobile dar.
Ein Mobile entsteht, wenn - wenigstens - zwei geschlossene (sich wiederholende) Kontinuitäten, Zyklen, einander begegnen. Mobile stellt eine neue variable Form dar. Die Variabilität eines Mobile wächst mit der Zahl und der Dauer der in das klangliche Geschehen involvierten Zyklen.
Ein ein-dimensionaler Zyklus (linearer Zyklus) kann nur zweimal verschiedentlich gelesen werden: von links nach rechts (original) und von rechts nach links (retrograd).
Ein zwei-dimensionaler Zyklus (flächenartiger Zyklus) kann 16mal verschiedentlich gelesen werden: horizontal, vertikal und diagonal; von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten und von unten nach oben.
Die 16 Lesearten des zwei-dimensionalen Zyklus werden gleichzeitig zu 16 Stimmen einer neuen variablen Form des Kanons und stellen gleichzeitig die Kristallisation der Form eines Mobiles dar.
,,Miroirs" ist ein16-stimmiger Kanon, ein Mobile also, das alle 16 Lesearten des zwei dimensionalen Zyklus ins Spiel bringt. ,,Miroirs" stellt die äußerste Grenze eines Mobiles dar, beinhaltet potentiell alle möglichen Varianten, alle Ver- und Zerspiegelungen des gegebenen Materials, das zu einer neuen Form wird - die zur gleichen Zeit geschlossen und offen ist -, zu einer neuen Form der Musik, die ich als „Prinzip der dynamisch geschlossenen Form" verstanden und bezeichnet habe.
Die „Miroirs" stellen auch die „Musik im Raum" dar. Die 16 Klaviere sollen ziemlich weit voneinander placiert werden und - wenn möglich - auf verschiedenen Ebenen eines sehr breiten und hohen Raumes.
Abhängig von der Position des Hörers wird diese Musik auch unterschiedlich perzipiert; immerhin ist eine gewisse Distanz zu der Klangquelle notwendig, um diese Musik, die eine kolossale variable Raum-Klang-Skulptur darstellt, aus einer notwendigen Perspektive als Ganzes erfassen zu können.
„Miroirs" wurde 1984 komponiert; es war für den „steirischen herbst" gedacht. Im Mai dieses Jahres kam es zur Uraufführung des Werkes bei der „Nouvelle Biennale de Paris"; es war die Uraufführung der Pariser Version der
,,Miroirs". Heute kommt es zu der Uraufführung einer neuen „Grazer Version" der „Miroirs".